© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/22 / 20. Mai 2022

Kabinenklatsch
Falsch liegen
Ronald Berthold

Wenn sich ein Verein mit der Relegation auskennt, dann der HSV. Bevor der einstige Dino vor vier Jahren direkt aus der Bundesliga abstieg, rettete er sich zweimal als Tabellen-Sechzehnter über die Ausscheidungsspiele. Nun geht’s als Zweitliga-Dritter den umgekehrten Weg. So leid es mir für alle Hertha-Fans – ich bin selbst einer – tut: Ich bin mir sicher, er wird den Hattrick schaffen und nächstes Jahr wieder erstklassig spielen.

Dafür spricht zum einen die Statistik. Die Berliner scheiterten als einer der wenigen Bundesligisten vor zehn Jahren gegen Fortuna Düsseldorf in der Relegation. Das geschah zwar unter skandalösen Umständen, aber unter dem Strich blieb trotz aller berechtigten Einsprüche der Abstieg. Gutes Omen für die Hamburger.

Zum anderen tritt der HSV mit dem Rückenwind von fünf Siegen in Folge zu den beiden finalen Spielen an. Hertha dagegen konnte zuletzt aus drei Partien nur einen Punkt holen. Und zudem klebte den Hauptstädtern das Pech an den Stiefeln. Dreimal standen sie kurz davor, sich vorzeitig zu retten. Dreimal kamen ein spätes Gegentor, ein aberkannter Treffer, ein spätes Tor für den VfB Stuttgart oder alles zusammen dazwischen. Wer eine solche Seuche hat, schleppt sich jetzt, wo es letztmalig um alles geht, mit schweren Beinen über den Platz. Glaube kann Berge versetzen, und der liegt vor allem bei den Norddeutschen.

Ich finde übrigens, die HSV-Fans haben sich nach vier schweren Jahren 2. Liga die Rückkehr ins Oberhaus verdient. Daß das nun wahrscheinlich ausgerechnet gegen Hertha passiert, schmerzt mich allerdings doch ziemlich. Aber vielleicht liege ich auch falsch. Würde mich ausnahmsweise freuen.