© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/22 / 27. Mai 2022

Aufgeschnappt
Das Wandern ist des Nazis Lust
Matthias Bäkermann

Allen, denen über das lange Himmelfahtswochenende der Sinn nach einer Wanderung durch die Natur steht, sollten sich der Brisanz ihres Tuns bewußt sein. Denn „für manche Neonazis gibt es nichts Schöneres, als gemeinsam wandern zu gehen“, gibt am 20. Mai die gute alte Tante Zeit zu bedenken. Zudem, so weist Timo Büchner messerscharf nach, habe „das Wandern in der extremen Rechten eine lange Tradition“. Wenn Männer davon schwärmten, „Schritt für Schritt den Berg zu erklimmen“ und daß „diese Momente der Kameradschaft und des Kraftaufwandes Zusammenhalt schmieden“, sieht der in Antifa-Verlagen publizierende Autor vor dem inneren Auge bereits die Hitlerjugend aufmarschieren. Und daß Leute, „die das Image des harmlosen Wandersmanns pflegen“, im Internet auch noch „Trägheit, Völlerei und Konsumsucht als Unwerte beklagen“, läßt bei Büchner alle Alarmglocken läuten. Das sieht „Rechtsextremismusexperte“ Lucas Nicolaisen genauso: „Streifzüge durch die unschuldige Natur“ seien nur als „Projektionsfläche für modernitätskritische und nationalistische Ideologien zu verstehen“, weiß der Leiter der „Fachstelle Radikalisierungsprävention“ des Verbands NaturFreunde Deutschlands.