© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/22 / 27. Mai 2022

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Kirchenleiter kritisieren Urteil im Fall Latzel 

BREMEN/OLDENBURG. Nach dem Freispruch für den evangelikalen Pastor Olaf Latzel (55) vom Vorwurf der Volksverhetzung haben führende Repräsentanten der evangelischen Kirche das Urteil des Bremer Landgerichts kritisiert. Das Gericht hatte am 20. Mai das erstinstanzliche Urteil des Amtsgerichts Bremen gekippt (Az: 51 Ns 225 Js 26577/20). Dieses hatte den Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde am 25. November 2020 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro (90 Tagessätze) verurteilt. Grund für die Verurteilung des Amtsgerichts waren Aussagen des Pastors in einem Eheseminar seiner Gemeinde im Oktober 2019. Es wurde im März 2020 als Audiodatei auf Youtube veröffentlicht. Darin hatte er unter anderem Homosexualität als eine „Degenerationsform der Gesellschaft“ bezeichnet und gesagt: „Diese Homolobby, dieses Teuflische kommt immer stärker, immer massiver, drängt sich immer mehr hinein.“ Latzel entschuldigte sich später für die Aussagen und löschte die Aufzeichnung im Internet. In dem Berufungsverfahren sagte der Vorsitzende Richter Hendrik Göhner in der mündlichen Urteilsbegründung, in dem Prozeß sei es nicht um die Frage gegangen, ob man Latzels Äußerungen gutheiße oder nicht. Für das Gericht sei allein entscheidend, daß der Tatbestand der Volksverhetzung nicht erfüllt sei. Die Bremische Evangelische Kirche hatte Latzel vorübergehend vom Dienst entbunden; inzwischen darf er aber wieder arbeiten. Die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche, Susanne Bei der Wieden, schrieb am 20. Mai auf Twitter: „Der Freispruch von O. #Latzel ändert nichts daran: Als der Bibel verpflichtete Christin verurteile ich seine homophoben Äußerungen scharf. Das Bremer Urteil gibt einseitig einem platten Biblizismus Recht. Biblische Theologie bezeugt aber Gott als den Schöpfer aller Lebensformen!“ Laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes hat auch der Oldenburger evangelische Bischof Thomas Adomeit (52) den Freispruch für Olaf Latzel bedauert. „Das Gericht hat einen weiten Rahmen für die Meinungsfreiheit gezogen. Das ist zu akzeptieren“, sagte der Bischof laut Bericht am Rande der oldenburgischen Synode, die vom 19. bis 21. Mai tagte: „Dennoch heiße ich die Äußerungen von Pastor Latzel nicht gut.“ Dessen Äußerungen entsprächen nicht dem christlichen Welt- und Menschenbild, so Adomeit. „Es entspricht nicht dem, was wir von der Kanzel verkündigen.“ Adomeit ist auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat unterdessen ihre liberale Haltung zum Umgang mit Homosexualität bekräftigt. Am 20. Mai erklärte sie auf ihrer Netzseite und auf Twitter: „Alle Menschen, auch Mitglieder der LGBTQI+ Community sind dazu berufen, ihre Partnerschaft vom biblischen Liebesgebot her zu gestalten. Das gilt unabhängig von allen Gerichtsurteilen.“ Die EKD lehne jede Form der Diskriminierung aufgrund einer sexuellen Orientierung oder Identität aus theologischen und ethischen Gründen ab. (idea/JF)

 www.ekd.de





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