© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/22 / 27. Mai 2022

Filmkritik Die Gans von Sedan
Überdrehtes Lustspiel
Werner Olles

Zur Zeit des Deutsch-Französischen Krieges 1870 treffen der Soldat Léon (Jean Richard) und der auf deutscher Seite kämpfende Grenadier Fritz Brösicke (Hardy Krüger) bei der Jagd auf eine Gans an einem kleinen Flußbett aufeinander. Nach dem ersten gegenseitigen Mißtrauen merken sie, daß sie beide wenig Lust zum Schießen haben, freunden sich an und vertauschen sogar ihre Uniformen. So wird aus Fritz nun ein französischer und aus Léon ein deutscher Soldat. Aber um nicht für Spione, Deserteure oder Überläufer gehalten zu werden, müssen sie später schnell wieder ihre Uniformen wechseln. Dazu begeben sie sich auf den abgelegenen Hof einer alten Bäuerin (Françoise Rosay), die dort mit ihrer hübschen Enkelin Marguerite (Dany Carrel) lebt. Eine Zeitlang gelingt es ihnen, sich hier zu verstecken, zumal sich beide Männer auch prompt in Marguerite verliebt haben. Doch der Krieg geht weiter, und Léon wird von dem deutschen Ulanen-Oberst Tuplitz (Theo Lingen) gefangengenommen, weil er angeblich einen deutschen Offizier getötet haben soll. Jetzt muß Fritz seine Freundschaft beweisen, um Léon vor der drohenden Exekution zu bewahren …

Helmut Käutners („Unter den Brücken“, 1944/45) Kriegsklamotte „Die Gans von Sedan“ aus dem Jahr 1959 nach einem Roman von Jean L’Hôte, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, ist eine deutsch-französische Co-Produktion, die Käutner selbst mit einigem Recht ein wenig abfällig als eines seiner „Nebenwerke“ bezeichnete. Als Anti-Kriegskomödie konzipiert, offenbart sich der Film im Verlauf seiner schwachen Handlung als ziemlich biederer Verwechslungs- und Verkleidungsschwank, der den Humor der literarischen Vorlage bei weitem nicht erreicht. Statt pfiffigem Charme, Witz und Ironie erlebt der Zuschauer plumpen Klamauk und statt einer amüsanten Persiflage auf den Militarismus nur Albernheiten. Auch Hardy Krüger in der Rolle eines pommerschen Grenadiers und der französische Starkomiker Jean Richard können trotz aller Bemühungen das bisweilen recht derbe und überdrehte Lustspiel nicht retten. Einzig die reizende Dany Carrel vermag als die von den beiden wackeren „Helden“ umschwärmte junge Bäuerin durch ihre Anmut und ihren Liebreiz diesen naiven Filmspaß einigermaßen genießbar zu machen.

Als Bonus bietet die DVD ein Beiheft der Illustrierten Filmbühne.

DVD: Die Gans von Sedan. Pidax Film-Klassiker 2022, Laufzeit etwa 91 Minuten