© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/22 / 27. Mai 2022

Meldungen

Erstes Medium wegen Gender-Sprache verurteilt 

HAMBURG. Medien und Verlagen ist es nicht erlaubt, Artikel ihrer Autoren in angeblich „geschlechtergerechte Sprache“ umzuschreiben, wenn diese das nicht wollen. Das entschied jetzt das Landgericht Hamburg (Az. 308 O 176/21) und gab damit einer Frau recht, die sich dagegen wehrte, daß in ihrem Artikel aus „Zeichner“ eine „zeichnende Person“ gemacht wurde. Dies muß nun in der Online-Fassung wieder geändert werden. Die Kunsttherapeutin Sabine Mertens hatte im Oktober 2021 den Verlag Manager Seminare verklagt. Die Redaktion des dort erscheinenden Coaching-Magazins Training aktuell hatte die strittigen Änderungen an Mertens’ Text vorgenommen. Dabei hatte diese mehrfach darauf hingewiesen, daß sie mit der gegenderten Fassung nicht einverstanden ist. Daraufhin hatte die Redaktion der Autorin, die sich im „Verein Deutsche Sprache“ (VDS) gegen das Gendern engagiert, zugesichert, die geschlechtsneutralen Wörter nicht abzudrucken. Nachdem Mertens den Text freigegeben hatte, fügte der Verlag sie aber wieder ein. Laut Landgericht Hamburg sei es unstrittig, daß der Verlag damit gegen das Urheber- und Persönlichkeitsrecht verstoßen habe. Mertens freut sich über die von ihr erstrittene Entscheidung. Dies sei „ein guter Tag für das Urheberrecht und die Freiheit des Autors“, zitiert sie der VDS. Und weiter: „Von der Redaktion eines Magazins, das sich mit Weiterbildung und Lernen beschäftigt, erwarte ich mehr Respekt für die Freiheit des Autors.“ Auch der VDS-Vorsitzende Walter Krämer zeigte sich zufrieden: „Es zahlt sich aus, gegen die ideologisch getriebene Gendersprache vorzugehen und sich nicht kleinkriegen zu lassen.“ (fh)

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Historiker Clark mit Karlsmedaille ausgezeichnet 

AACHEN. Der australisch-britische Historiker Christopher Clark (62) ist vergangenen Donnerstag in Aachen mit der Karlsmedaille für europäische Medien ausgezeichnet worden. Das Kuratorium des Vereins „Médaille Charlemagne“ würdigte ihn als einen der wichtigsten Chronisten der jüngeren europäischen Geschichte. Die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen betonte, daß Clark es immer wieder schaffe, Hunderttausende Menschen für die Geschichte Deutschlands und Europas zu begeistern. Der in Sydney geborene Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St Catharine’s College in Cambridge und ist Autor bedeutender Werke zur preußischen Geschichte, darunter der Bestseller „Die Schlafwandler“ (2013). Darin schildert er, wie die europäischen Großmächte 1914 in den Ersten Weltkrieg schlitterten. In einem Interview mit der JUNGEN FREIHEIT sagte Clark dazu: „Deutschland trug zwar zur Entstehung des Krieges bei und trägt folglich eine Mitschuld, aber mehr nicht. Es gab keine deutsche Verschwörung zum Krieg. Deutschland wollte Großmacht sein, deshalb verhielt es sich wie eine Großmacht. Die deutsche Politik blieb völlig im Rahmen der Zeit“ (JF 2/14). Mit der undotierten Karlsmedaille werden jährlich Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet, die sich auf dem Gebiet der Medien in besonderer Weise um den Prozeß der europäischen Einigung und um die Herausbildung einer europäischen Identität verdient gemacht haben. (tha)

 www.medaille-charlemagne.eu