© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/22 / 27. Mai 2022

Historisch einzigartige Krise der Berliner Republik
Auf härtere Zeiten einstimmen
(ob)

Konrad Adenauer habe es sich in der noch „hochautoritären Nachkriegsgesellschaft“ locker leisten können, als Kanzler unwidersprochen einsame Entscheidungen zu fällen, was in der heutigen „mitsprache-orientierten Teilhabe-Gesellschaft“ kaum funktioniere. Um die Mehrheit der Bevölkerung wie auch seine eigene Ampelkoalition zu überzeugen, werde Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) daher bis zur nächsten Ausrufung einer 100 Milliarden Euro teuren „Zeitenwende“ an seiner unterentwickelten Kommunikationsfähigkeit feilen müssen. Zur Bewältigung einer durch den Ukraine-Krieg ausgelösten „einzigartigen historischen Krise und Herausforderung“ der Berliner Republik sollte der schmallippige Hanseat sich daher nicht an Adenauer, sondern an den britischen Kriegspremier Winston Churchill halten, wie der Politologe Albrecht von Lucke fordert (Blätter für deutsche und internationale Politik, 5/2022). Auch wenn nicht gleich eine „Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede“ von ihm erwartet werde, so sei ihm doch zu raten, seinen bisherigen „Erklärgeiz“ aufzugeben, „um das Land auf neue härtere Zeiten einzustimmen“. Wie dies, weit mehr Churchill als Adenauer, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) musterhaft gelinge, der dafür zu Recht mit „steigenden Zustimmungswerten“ belohnt werde. 


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