© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/22 / 27. Mai 2022

Meldungen

Rassismus-Alarm im Gesundheitswesen

FREIBURG. Bisher war der „Rassismus im Gesundheitswesen“ vor allem ein angelsächsisches Thema. So lieferte das britische Ärzteblatt BMJ kürzlich eine Übersicht über fast 180 Studien zu ethnischen Ungleichheiten in diversen Bereichen der Krankenversorgung. Damit werde eine „ungleiche Versorgung in jeder Lebensphase, von der Geburt bis zum Tod, dokumentiert. Nun beklagte auch das Deutsche Ärzteblatt (17/22), daß Todesfälle von Ausländern in der Corona-Pandemie überdurchschnittlich zugenommen hätten. Erhebungen an den Unikliniken Freiburg, Frankfurt und Berlin hätten ergeben, daß zwischen Januar und August 2021 4.500 Nicht-Deutsche mehr gestorben seien als im gleichen Zeitraum 2019. Mitverursacht sei diese Übersterblichkeit durch schlechtere Wohn- und Arbeitsverhältnisse sowie häufigere ÖPNV-Nutzung. Als Reaktion auf die auf nur wenig Datenmaterial basierenden „Vermutungen“ hätten Medizinstudenten „Netzwerke gegen Rassismus“ geknüpft. In Freiburg wurde aus Mitteln der „Sonderlinie Hochschulmedizin“ das Projekt „Detect“ eingerichtet, auf dem selbst „rassistische Floskeln“ von Dozenten gemeldet werden können. (dg)

 detect.uni-freiburg.de





Hirnschwund schon bei mäßigem Alkoholkonsum?

PHILADELPHIA. Etwa 90 Prozent der Mitteleuropäer üben sich in „zurückhaltendem Alkoholkonsum“. Doch auch dies gehe mit Schrumpfung und vorzeitiger Alterung des Gehirns einher. Zu diesem Schluß kommen Forscher um Reagan R. Wetherill (University of Pennsylvania), nachdem sie medizinische Daten von 360.000 Erwachsenen analysiert haben. Die Hirnschrumpfung komme einem vorzeitigen Alterungsprozeß gleich. So weisen 50jährige, die täglich eine Flasche Bier oder ein Glas Wein trinken, einen Hirnverlust auf, der zwei zusätzlichen Lebensjahren entspricht – gemessen am Volumen, das man für dieses Alter erwarten würde. Der Schwund betrifft das gesamte Organ, vor allem aber den Scheitellappen, der als Sitz der individuellen Persönlichkeit und des Sozialverhaltens gilt. Die Wirkung des Nervengifts Alkohol scheine zudem mit steigender Menge exponentiell zu wachsen (Spektrum der Wissenschaft, 5/22). (ft)

 www.med.upenn.edu





Invasive Arten lieber präventiv bekämpfen

FRANKFURT. Invasive Arten wie die Robinie sorgen für Verluste in der Land- und Forstwirtschaft und belasten die Gesundheit. Wie Wissenschaftler um Phillip Haubrock vom Senckenberg-Forschungsinstitut berichten, summierte sich der von Bio-Invasoren verursachte wirtschaftliche Schaden laut Invacost-Datenbank zwischen 1960 und 2020 auf mindestens 976 Milliarden Euro. Für Gegenmaßnahmen wurden weltweit 84 Milliarden Euro ausgegeben. Davon wurden jedoch nur 2,5 Milliarden Euro für Prävention aufgewendet, der Löwenanteil floß in Kontroll- und Ausrottungsmaßnahmen. Die würden laut Haubrock aber oft so spät ergriffen, daß sie erfolglos blieben. Sinnvoller wäre ein Ausbau der Prävention, also invasive Arten erst gar nicht eindringen zu lassen: „Das käme die Gesellschaft billiger“ (Natur, 4/22). (dm)

 invacost.fr





Erkenntnis

„Adenovirus-Infektionen können bei Kindern auch Leberschäden auslösen. Dann steigen die Stoffe an, die von den Leberzellen abgebaut werden, etwa Gallensäuren, Bilirubin oder Ammoniak. Und es fallen die Werte ab, die von den Leberzellen aufgebaut werden, wie Eiweiße oder Komponenten der Blutgerinnung. Der erste sichtbare Effekt ist meistens, daß das Bilirubin nicht mehr so schnell zersetzt wird. Dann wird die Haut gelb.“

Guido Engelmann, Chefarzt der Kinderklinik am Lukaskrankenhaus Neuss