© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/22 / 03. Juni 2022

China und die Uiguren
Auf Propaganda hereingefallen
Albrecht Rothacher

Schon Mao Tse-Tung gelang es, nützlichen Idioten  aus dem Westen Muster-Volkskommunen vorzuführen, in denen fröhliche Reisbauern als blaue Ameisen das Loblied der kommunistischen Gleichheit sangen. Bei einem Kurzbesuch in Xinjiang (Ost-Turkestan) fiel auch Michelle Bachelet, ihres Zeichens UN-Menschenrechtskommissarin und ehemalige sozialistische Präsidentin Chiles, auf die inszenierte Propaganda herein. Sie besuchte ein ehemaliges Uiguren-KZ, nannte es wie die chinesische Staatspropaganda ein „Ausbildungszentrum“ und übersah wohl die stacheldrahtbewehrten Außenmauern. 

Die gängige Folter in jenen Gefängniskomplexen, in denen bis zu zwei Millionen Uiguren auf bloßen religiösen oder separatistischen Verdacht oder wegen Bagatelldelikten oft jahrzehntelang als „Terroristen“ eingesperrt werden, brachte die 70jährige nicht zur Sprache. Stattdessen gratulierte sie zu den wichtigen Errungenschaften Chinas beim Schutz der Menschenrechte, und dies nur Tage nachdem 2.400 geleakte Bilder („Xinjiang Police Files“) die bestürzende Brutalität in einem jener Lager weltweit publik machten. Auf eine Frage des chinesischen Staatsfernsehens nach der Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA und dem Schulmassaker unter Latinos in Texas beklagte sie pflichtgemäß zur Freude ihrer Gastgeber die „furchtbare Menschenrechtssituation“ in den USA. Ein voller Erfolg für Chinas Propaganda und ein Zeichen mehr, wie stark seine Unterwanderung und sein Einfluß in der Uno schon geworden sind.