© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/22 / 03. Juni 2022

Zitate

„Der Tankrabatt ist eine Katastrophe, das mit Abstand schlechteste Instrument im Entlastungspaket der Regierung. Er entlastet jene, die es nicht nötig haben, denn die SUV verbrauchen am meisten Benzin. Er setzt das Preissignal zum Spritsparen außer Kraft, obwohl das doch das Gebot der Stunde sein müßte. Warum das ausgerechnet die FDP als selbsternannte Bewahrerin der Marktwirtschaft durchgesetzt hat, ist mir ein Rätsel.“

Jens Südekum, Professor für Internationale Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität, in der „WAZ“ vom 28. Mai





„Die Aussichten auf ein EU-finanziertes ukrainisches Wirtschaftswunder werden schwinden. Europa leidet schon jetzt wirtschaftlich, und die Entwicklungsländer befinden sich in der Frühphase einer durch die Störung der normalerweise aus der Ukraine und Rußland kommenden Getreide- und Düngerimporte bedingten Spirale des Hungers und der Zwangsmigration. Nur ein Verhandlungsfrieden ermöglicht es, die mehrfach drohenden Niederlagen noch in einen Sieg umzuwandeln – also in ein besseres Ergebnis für die Ukraine, Europa und die Menschheit.“

Yanis Varoufakis, ehemaliger griechischer Finanzminister, im Wiener „Standard“ am 29. Mai





„Paß auf deine Sprache auf, überprüfe dein Redeverhalten, checke deine Privilegien: Was sich heute im Repertoire des identitätspolitischen Aktivismus findet, weckt Assoziationen ganz anderer Art. Man denkt an rigorose Aufpasser mit verbissenen Mienen und strengen Frisuren einer geschlechter- und überhaupt von der Welt getrennten religiösen Erziehungsanstalt. Hohe Mauern und abstruse Regelkataloge sollen die Seelen der Schützlinge vor dem drohenden Bösen bewahren. Nun breitet sich diese Atmosphäre zur Zeit vor allem an den höheren Bildungseinrichtungen in Nordamerika und Europa aus. Man paßt nun gegenseitig aufeinander auf, auch die Frisuren sind zeitgemäßer, doch der Geist ist ein ähnlicher.“

Jakob Hayner, früherer Redakteur von „Theater der Zeit“ und beim „Neuen Deutschland“, in der „Welt“ vom 30. Mai





„Atommächte können einen Krieg verlieren, aber nicht besiegt werden – und sie können auch nicht direkt zur Verantwortung für ihre Aggression gezogen werden. Die USA wurden ja auch nicht für Vietnam, Irak oder Afghanistan zur Verantwortung gezogen. Dieses traurige Privileg der Atommächte wird auch für Rußland gelten – zumindest so lange, wie die russische Führung ihre Kriegsschuld nicht akzeptiert. Eine dauerhafte Isolation ist nicht wünschenswert. Niemand kann wollen, daß im Osten Europas ein russisches Nordkorea entsteht. Und in vielen Politikfeldern geht nichts ohne russische Kooperation.“

Andreas Hasenclever, Professor für Friedensforschung und Direktor des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität Tübingen, im „Handelsblatt“ am 30. Mai





„Der Beschluß des Bundesverfassungsgerichts zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht stellt im Ergebnis einen Paradigmenwechsel dar, der es dem Staat auch in künftigen Krisen ermöglicht, via Einschätzungsspielraum jede Maßnahme, deren Eignung nicht zweifelsfrei widerlegt ist, zu ergreifen – etwa im Umgang mit dem Klimawandel. Damit werden sukzessive die Grundrechte, die primär als Abwehrrechte der Bürger gegen den Staat konzipiert waren, nicht nur zu weitreichenden Schutzrechten, sondern sogar zu angeblichen Schutzpflichten umgebaut.“

Jessica Hamed, Fachanwältin für Strafrecht, auf der Onlineseite des „Cicero“ am 31. Mai