© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/22 / 03. Juni 2022

Zeitschriftenkritik: Bild der Wissenschaft
Artensterben und Schwarze Löcher
Thorsten Thaler

Düsteres Szenario: Wenn sich die Rate des Artensterbens nicht „drastisch“ vermindert, meint der Biologe Thomas Köhler in der Zeitschrift Bild der Wissenschaft, und Arten verschwinden, die heute als gefährdet oder vom Aussterben bedroht eingestuft werden, verlieren wir in den nächsten Jahrzehnten „ein Achtel der Arten – und in wenigen hundert Jahren kommt es zu einem geologisch erkennbaren Massenaussterben“. So steht es in seinem knappen Beitrag „Vom Leben und Sterben der Arten“ in der Juni-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins. Danach liegen die Gründe für diese Entwicklung in dem Verlust von Lebensraum durch eine veränderte Landnutzung, in Wilderei und Überfischung, der Ausbreitung von invasiven Arten und Umweltgiften sowie an der Klimaveränderung. Zwar habe sich die Artenvielfalt nach jedem Massenaussterbern – zuletzt vor rund 65 Millionen Jahren am Übergang von der Kreidezeit zum Paläogen – wieder erholt. Ein aktuell funktionierendes Ökosystem bleibe jedoch um so wahrscheinlicher erhalten, je mehr Artein darin vorkommen und es stabilisieren, so Köhler. Deswegen sei Biodiversität wichtig. Wie diese mit Hilfe von statistischen Modellen funktioniert, erklärt die Makroökologin Katrin Böhning-Gaese (Frankfrurt am Main) in einem ausführlichen Interview.

Eine längere Geschichte ist dem vor zweihundert Jahren geborenen Archäologen Heinrich Schliemann gewidmet. Weithin, aber irrtümlich als Entdecker von Troja gepriesen, ist sein Name untrennbar mit zwei Ausgrabungserfolgen verbunden: dem Schatz des Priamos und der Maske des Agamemnon. Für die Autorin Leoni Hellmayr, Verfasserin zweier Bücher über Schliemann, bleibt er trotz seines anfangs dilettantischen Vorgehens, seiner Fehleinschätzungen einerseits und seiner Selbstinszenierung andererseits ein Pionier der Prähistorischen Archäologie. Dank seiner Feldforschungen in Troja, Mykene und Tiryns habe die die Welt von ihm als erstem erfahren, daß es vor den klassischen Griechen dort schon bronzezeitliche Hochkulturen gab.

Das Schwerpunktthema des Heftes befaßt sich mit der Macht der Schwarzen Löcher im Weltall. Diese Gravitationsfallen und gewaltigen Energieschleudern bestehen größtenteils aus leerem Raum, weisen aber in ihrem Zentrum die höchste Dichte überhaupt im Kosmos auf. Die drei Beiträge dazu von dem Bild der Wissenschaft-Redakteur Rüdiger Vaas gehen zum Teil jenseits des Vorstellungsvermögens der Frage nach, welchen Einfluß sie auf die Entwicklung des Universums haben – oder ob dieses möglicherweise selbst ein Schwarzes Loch ist, eingebettet in ein gigantisches Multiversum, also in die Gesamtheit aller Parallelwelten.

Kontakt: Konradin Medien GmbH, Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinenfelden-Echter-dingen. Das Einzelheft kostet 8,20 Euro, ein Jahresabo für 12 Hefte und zwei Sonderaus-gaben 118,60 Euro.  www.konradin.de www.wissenschaft.de