© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/22 / 03. Juni 2022

Filmkritik Das alte finstere Haus
Humoriger Horror
Werner Olles

Das Ehepaar Margaret und Philip Waverton (Gloria Stuart/Raymond Massey) und ihr Freund Roger Penderal (Melvyn Douglas) sind in den Bergen von Wales unterwegs. Dabei werden sie von einem schweren Gewitter überrascht. Als die Straße weggespült wird, finden sie Unterschlupf im Haus von Horace Femm (Ernest Thesiger) und dessen Schwester Rebecca (Eva Moore). Das seltsame Geschwisterpaar und ihr stummer Diener Morgan (Boris Karloff) sind ihnen zwar unheimlich, aber die Wetterverhältnisse lassen eine Weiterfahrt nicht zu.

Bald suchen noch andere Reisende Zuflucht in dem alten, dunklen Haus: der skurrile Millionär Sir William Porterhouse (Charles Laughton) und die Tänzerin Gladys DuCane (Lilian Bond). Den Femms kommen die Fremden ungelegen, und der Butler verfolgt Margaret in betrunkenem Zustand, kann aber von Philip überwältigt werden. Später begegnen die Wavertons im Haus dem 102 Jahre alten Patriarchen Sir Roderick (Elspeth Dudgeon), der ihnen erzählt, daß seine Kinder Rebecca und Horace geisteskrank sind und sein ebenfalls wahnsinniger Sohn Saul (Brember Wills) im Keller eingesperrt sei, weil er drohte, das Haus und seine Bewohner in Flammen aufgehen zu lassen …

„Das alte finstere Haus“ („The old dark House“, USA 1932; dt. Alternativtitel „Das Haus des Grauens“ und „Das Haus des Schreckens“) ist eine Horror-Komödie, die auf einem 1927 erschienenen Gruselroman von John B. Priestley basiert. Regie führte James Whale („Frankenstein“, 1931), der die Hauptrolle des stummen Butlers mit dem Frankenstein-Darsteller Boris Karloff besetzte, der in den 1930er und 1940er Jahren zu den prominenten Stars des Horror-Genres zählte. In den USA blieb der Film erfolglos, während er in England wegen seines speziellen schwarzen Humors ein Kassenschlager war.

Die Original-Filmrollen wurden Anfang der siebziger Jahre wiederentdeckt, doch da es urheberrechtliche Probleme mit William Castles Remake von 1963 gab, durfte er erst 1994 im Fernsehen gesendet werden. Die schaurig-schöne und melodramatisch-ironische Horror-Groteske gilt als Rarität und Kult-Klassiker des Genres. Die wohldosierten Schockeffekte, gruselig-amüsanten Dialoge und die Darsteller-Riege begeisterten sogar Walter Benjamin, der den Film seinem Freund Theodor W. Adorno wärmstens ans Herz legte.

DVD: Das alte finstere Haus. Pidax Film-Klassiker 2022, Laufzeit etwa 69 Minuten