© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/22 / 03. Juni 2022

Meldungen

Youtube muß Löschungen besser begründen 

HAMBRUG. Die Kanzlei um Joachim Steinhöfel hat eine einstweilige Verfügung gegen Youtube erwirkt, mit der der Plattform verboten wird, Inhalte zu löschen oder eine Verwarnung auszusprechen, ohne dem betreffenden Nutzer mitzuteilen, welche Passage genau beanstandet wird. „Dieses Verbot ist nicht nur richtungsweisend für die Rechte der Nutzer in der Bundesrepublik. Es ist auch rechtskräftig, denn Youtube hat das Verbot am 24.05.2022 als endgültige Regelung anerkannt“, schreibt Joachim Steinhöfel auf seiner Netzpräsenz. Während der Corona-Pandemie wurden von Youtube viele teils sehr lange Videos gelöscht, die gegen die „Richtlinie zu medizinischen Fehlinformationen über Covid-19“ verstoßen sollen. Der jeweilige Ersteller des Inhalts erhält einen Hinweis. Worin der Verstoß liegen soll, erfuhr er bisher nicht. (mp)

 meinungsfreiheit.steinhoefel.de





Cambridge Analytica: Zuckerberg angeklagt

WASHINGTON. Der Generalstaatsanwalt von Washington D.C., Karl Racine, hat eine Klage gegen Mark Zuckerberg eingereicht. Er wirft dem Facebook-Gründer vor, „direkt“ in Entscheidungen eingebunden gewesen zu sein, die den Datenmißbrauch von Cambridge Analytica (CA) ermöglicht hatten. „Zuckerberg hat persönlich eine Rolle in Facebooks Versagen gespielt, die Privatsphäre und die Daten von Nutzern zu schützen“, sagt er. 2018 hatte der Anwalt bereits eine Klage gegen Facebook eingereicht. Er wollte den Vorstandsvorsitzenden des Konzerns Meta als zusätzlichen Beklagten hinzufügen, doch das hatte ein Richter mit der Begründung abgelehnt, er habe damit zu lange gewartet. Daher klagt Racine nun separat. In einer Mitteilung heißt es, die Klage sende eine Botschaft, daß „Unternehmenslenker für ihre Handlungen zur Verantwortung gezogen werden“. Bei dem Skandal um CA kam heraus, daß Daten von Facebook-Nutzern an einen Drittanbieter abgeflossen sind. Der verkaufte den Datensatz an die britische Firma CA für über 800.000 Dollar. Der Generalstaatsanwalt wirft CA vor, die Facebook-Daten genutzt zu haben, „um das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen in den USA zu manipulieren“. Zuckerberg habe das wissentlich begünstigt. (mp)





Aufgelesen

Aus unserer Forschung wissen wir, daß auch elf Prozent der Journalistinnen und Journalisten der Meinung sind, daß journalistische Medien meist abhängig sind von Einflüssen der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft. Wesentlich realistischer ist es, daß sich Redaktionen unausgesprochen, vielleicht sogar unbewußt in der allgemeinen Bewertung von Konfliktthemen an den Leitmedien orientieren. Dies kann einhergehen mit einer nicht mehr so pointierten Zuspitzung von Meinungen, auch aus der Sorge, sich einen Shitstorm in den sozialen Netzwerken einzuhandeln.

Michael Steinbrecher, Journalismus-Professor