© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/22 / 03. Juni 2022

Der globale Süden zieht nicht mit gegen Rußland
Koloniales Erbe des Westens
(ob)

Lediglich 48 Länder Europas, Nordamerikas sowie der Asien-Pazifik-Region haben sich den UN-Sanktionen gegen Rußland angeschlossen, während sich 145 Länder ihnen verweigern. Für seinen von noch weiter links stehenden Genossen als „Apologeten der staatskapitalistischen Despotien“ China und Rußland geschmähten Journalisten Jörg Kronauer ist das ein mutiges Signal (Konkret 5/2022). Es stütze die These, nicht der Aggressor im Ukraine-Krieg sei weltweit isoliert, sondern der Westen mit dem Versuch, Moskau ökonomisch in die Knie zu zwingen. Diese Breite der Front der Sanktionsverweigerer sei „das Ergebnis tiefgreifender globaler Kräfteverschiebungen“ zu Lasten des Westens. Der werde seine schwindende Dominanz noch schmerzhafter spüren, wenn die USA ihren „Zweiten Kalten Krieg“, primär gegen China eskalieren ließen. Auch falle auf, daß Politik und Presse im Verweigerer-Lager wie Indien, Pakistan, Indonesien und Saudi-Arabien ihre Haltung mit dem üblen „kolonialen Erbe des Westens“ begründen. Alle nach 1990 geführten Kriege der Nato seien hinter der „dünnen Fassade des Diskurses von Menschenrechten und Demokratie“ geführt worden. Dieses dort seit der Kolonialära vertraute Muster, Hegemoniestreben moralisch zu verbrämen, stoße im globalen Süden zunehmend auf Widerstand. 


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