© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/22 / 03. Juni 2022

Meldungen

Blinde Passagiere in der Darmflora Fernreisender

BERLIN. Nach dem Ende der Corona-Zwangspause planen Millionen Deutsche wieder eine Fernreise. Bis zu 60 Prozent von ihnen werden, so die Prognose des Mikrobiologen Hermann Feldmeier (Charité Berlin), an Reisedurchfall erkranken und außer Souvenirs auch blinde Passagiere in ihrer Darmflora mitbringen. Vor allem in Indien, Südostasien, Mittel- und Südamerika sowie im Subsahara-Raum komme es extrem häufig zu Infektionen mit multiresistenten Darmbakterien, die, wie eine britische Studie belegt, bei elf Prozent der Betroffenen noch ein Jahr danach nachweisbar sind. Das könne für Personen mit geschwächtem Immunsystem lebensbedrohliche Folgen haben. Eine Ursache der Infektion sei der laxe Umgang mit Antibiotika. So würden weltweit nirgendwo mehr Antibiotika verkauft und verabreicht als in Indien. Dies fördere die Entstehung zahlreicher Bakterienarten, die dagegen Resistenzen entwickeln. Über kontaminiertes Geflügelfleisch aus Massentierhaltung gelangten diese Resistenzgene in den Darm von Urlaubern. Nur bei strengster Beachtung der Lebensmittelhygiene ließen sich Infektionen vermeiden (Naturwissenschaftliche Rundschau, 3/22). (dm)

 charite-mikrobiologie.de





Sensoren ersetzen handnahe Brücken-Überprüfung

SAARBRÜCKEN. Die Hälfte der 28.000 deutschen Autobahnbrücken ist überaltert, Sperrungen und Staus sind Alltag. 2021 erhielten 30 Prozent von ihnen eine Zustandsbewertung von ausreichend bis schlecht. 60 Prozent des Brückenbestands an Bundesfernstraßen sind zwischen 30 und 60 Jahre alt. Daher will die Autobahn GmbH des Bundes nun 400 statt nur 200 Brücken jährlich erneuern. Helfen will dabei Hans-Georg Herrmann vom Fraunhofer-Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren. Der Professor für Leichtbausysteme arbeitet an einem Sensorsystem zur permanenten Zustandsüberwachung von Brücken. Ziel ist es, zu einem „vorausschauenden Erhaltungsmanagement“ zu kommen, um die Kosten und Konsequenzen für den Verkehr so gering wie möglich zu halten. Problematische Veränderungen am Bauwerk sollen damit frühzeitig entdeckt werden. Bislang führen Ingenieure im dreijährigen Intervall visuell und handnah Überprüfungen durch (Fraunhofer Magazin, 1/22). (vm)

 www.izfp.fraunhofer.de





Zugeständnisse bei der Flächennutzung verlangt

HANNOVER. Die Freien Bauern Niedersachsen haben von Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) Zugeständnisse bei der Flächennutzung verlangt. „Wir brauchen praktikable Ausnahmen bei der Pflicht zur Bodenbedeckung, zum Fruchtwechsel und zur Behandlung der nichtproduktiven Flächen“, erklärte Christian Linne von dem Interessenverband der bäuerlichen Familienbetriebe. Es müsse weiter möglich sein, schwere Böden alle drei Jahre auch im Winter zu bearbeiten. „Durch die Winterfurche sparen wir Diesel und Pflanzenschutzmittel und halten das Wasser im Boden“ argumentiert der Bauer aus dem Braunschweiger Land. „Wenn wir das Land in guter Kultur halten können, brauchen wir auch hier später weniger Pflanzenschutz.“ (fis)

 www.freiebauern.de





Erkenntnis 

„Für manche ist es aufgrund ihrer Gene viel schwerer, schlank zu bleiben. Auch nach erfolgreicher Adipositas-Behandlung sind die meisten Betroffenen immer noch dick. Wer es schafft, seinen Körper zu akzeptieren, lebt gesünder als jemand, der ständig mit Abscheu auf sich blickt. Leider haben viele Betroffene die Vorurteile, die ihnen entgegenschlagen, verinnerlicht.“

Claudia Luck-Sikorski, Professorin für Psychische Gesundheit und Präsidentin der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera