© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/22 / 03. Juni 2022

Kabinenklatsch
Abgebrüht kommt weiter
Ronald Berthold

Wie ungerecht Fußball sein kann, haben wir wieder beim Spiel Liverpool gegen Madrid gesehen. Wenn nicht das Champions-League-Finale ein Spiegel dieser Sportart ist, was dann? Liverpool dominierte das Spiel, feuerte 24mal auf das Tor des Gegners, während die Spanier nur vier Abschlüsse fertigbrachten. Auch Ballbesitz, Paßquote und Eckenverhältnis sprachen für die Truppe von Jürgen Klopp. Trotzdem stand es am Ende 0:1.

Nun könnte man jammern. Denn der Bessere soll doch gewinnen. So heißt es jedenfalls. Ich war für Liverpool. Allein schon wegen Jürgen Klopp, meinem Lieblingstrainer. Natürlich fand auch ich es nicht leistungsgerecht, wie das Endspiel ausgegangen ist. Aber genau das macht den Reiz am Fußball aus. Würde immer der Bessere gewinnen, wäre es langweilig. Außenseiter hätten nie eine Chance. Dann hätte das DFB-Pokalendspiel Bayern München gegen Borussia Dortmund gelautet. Und nicht RB Leipzig gegen SC Freiburg.

Aber zurück zur Champions League. Würde es generell gerecht zugehen, dann hätten dort weder Liverpool noch Real Madrid im Finale stehen dürfen. Denn keiner der beiden Clubs gelangte als Landesmeister in den Wettbewerb. Die Spanier hatten sich als Vizemeister, die Engländer nur als Tabellen-Dritter qualifiziert. Sie sind also gar keine Champions. 

Tja, wo fangen wir an und wo hören wir auf? Vielleicht damit, daß auch die Spieler anerkennen, daß auch mal die schlechtere Mannschaft gewinnt. Dann hätte Toni Kroos nicht ein ZDF-Interview abbrechen müssen, in dem der Reporter indirekt danach fragte. Wie wäre es mit der Antwort „So ist eben Fußball“ gewesen?