© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/22 / 10. Juni 2022

Kroatien wird 2023 das 20. Euro-Mitglied
Immer weniger attraktiv
Dirk Meyer

Planmäßig wird Kroatien nach Empfehlung der EU-Kommission als 20. Mitglied den Euro zum 1. Januar 2023 einführen und seinen Kuna („Marder“, mittelalterlich für Pelzgeld) begraben. Nicht nur die Banknoten wurden in Deutschland gedruckt. Seit 1994 wurde die Währung relativ fest an die D-Mark und später den Euro als Leitwährung gebunden, um inflationären Entwicklungen, wie es sie in den 1980er Jahren in Jugoslawien gab, Einhalt zu bieten.

Als Tourist bezahlt man in Euro, mehr als 50 Prozent der Spareinlagen und 80 Prozent der Kredite lauten auf Euro. Als kleine Volkswirtschaft, die zu über 40 Prozent vorrangig mit EU-Ländern verknüpft ist, ist der Euro ein Stabilitätsanker. Formal erfüllt das Land die Konvergenzkriterien – bis auf die Schuldenquote, die mit 81 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (2021) weit über der Referenz von 60 Prozent liegt. 

Doch bereits 1998 war die Defizit-Überschreitung für Italien und Belgien kein Hinderungsgrund zur Aufnahme. Die durch die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg geschwächte Eurozone birgt eine wachsende Instabilität, gerade wegen ihrer Verschuldung. Länder wie Schweden, Dänemark, Polen, die Tschechische Republik oder Ungarn setzen deshalb weiterhin auf geldpolitische Eigenständigkeit. Die Attraktivität der Gemeinschaftswährung verliert – auch für Deutschland.






Prof. Dr. Dirk Meyer lehrt Ökonomie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.