© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/22 / 10. Juni 2022

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Anti-Corona-Maßnahmen haben Kindern geschadet 

BERLIN. Die Schulschließungen im Rahmen der Anti-Corona-Maßnahmen haben Kindern geschadet. Etwas ähnliches darf sich in Zukunft nicht wiederholen. Davon ist der Kinderarzt und Hochschullehrer Wieland Kiess (64) überzeugt. Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig äußerte sich in einem Interview mit Welt online (5. Juni). Seit zehn Jahren beschäftige sich sein Team im Rahmen der „Life-Child-Studie“ mit der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, so Kiess. Dort sei deutlich geworden, daß es ihnen seit Beginn der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen „dramatisch schlechter“ gegangen sei: „Wir beobachteten die Zunahme von Vereinsamung, depressiven Verstimmungen und Verhaltensauffälligkeiten. Die Folgen sind noch immer sichtbar.“ Kinder und Jugendliche spielten weniger Instrumente, gingen weniger in Sportvereine und die Bereitschaft, sich im Klassenverband zu engagieren, sei gesunken: „Das einzige, was mit den Corona-Maßnahmen angestiegen ist, das ist die Smartphone-Nutzung.“ Hinzu komme, daß mehr Kinder von Adipositas betroffen seien. Kiess wies darauf hin, daß auch unabhängig von Corona die Zahl der Menschen mit schweren psychiatrischen oder psychischen Störungen oder Depressionen steige. Es sei nicht mehr so ein Tabuthema wie vor 20 Jahren. Aus diesen Ergebnissen müssen nach Ansicht von Kiess zwei Schlüsse gezogen werden. Zum einen würden mehr pädiatrische psychosomatische Stationen und Psychotherapeuten gebraucht, um Kinder behandeln zu können. Zum anderen forderte er die Politik auf, die Anti-Corona-Maßnahmen zu überprüfen: „Wir sehen ja, daß Kindern geschadet wurde, indem man sie einsperrte, obwohl sie am wenigsten betroffen waren.“ Kiess beklagte, daß in der Politik nicht ernstgenommen werde, „daß wir mit Lockdowns ganzen Generationen schaden“: „Mein Eindruck ist, daß sich nur noch wenige Politiker trauen, Entscheidungen abseits vom Mainstream zu treffen.“ Jetzt müßten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, daß in Zukunft Schulen auch bei hohen Infektionszahlen offen bleiben: „Wir müssen für eine Pandemie viel komplexer aufgestellt sein als nur das Ziel zu haben, Infektionen auszuschließen.“ (idea/JF)





Klopstock-Preis für neue Literatur vergeben

MAGDEBURG. Der Schriftsteller Matthias Jügler erhält den diesjährigen Klopstock-Preis für neue Literatur des Landes Sachsen-Anhalt. Er bekommt die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung für sein literarisches Gesamtwerk. Namenspatron des Preises ist der in Quedlinburg geborene Dichter der Empfindsamkeit Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803). Der 1984 in Halle/Saale geborene Autor Matthias Jügler erweise sich „als eine besondere ostdeutsche Stimme im Chor der Gegenwartsliteratur“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Er debütierte 2015 mit dem Roman „Raubfischen“ (Blumenbar), 2021 folgte der zweite Roman „Die Verlassenen“ (Penguin). Zudem arbeitet er als Lektor und Übersetzer und ist Herausgeber zweier Anthologien, die sich mit Fragen der engagierten Literatur auseinandersetzen und wie die deutsche Vergangenheit die gegenwärtige Gesellschaft prägt. Die Preisverleihung findet am 6. September in Quedlinburg statt. (tha)

 www.matthiasjuegler.de