© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/22 / 10. Juni 2022

Mexikos liberale Billdungspolitik von links
Auf niedrigem Niveau
(ob)

Die mit der „Bologna-Reform“ vor zwanzig Jahren befürchtete und danach realisierte „Ökonomisierung“ der Bildung, die strikte Anpassung auch kulturwissenschaftlicher Studiengänge an die Erwartungen der Wirtschaft, gilt vielen als „neoliberales“ Projekt. In Mexiko zeigt Präsident Andrés Manuel López Obrador, ein nach Einschätzung der Deutschen Universitätszeitung (4/2022) „nationalistischer Sozialist“, daß eine neoliberale, an „Nützlichkeit“ orientierte Hochschulpolitik auch unter anderen weltanschaulichen Vorzeichen durchsetzbar ist. Wobei López Obrador seine Reformen mit einiger demagogischer Chuzpe als Feldzug gegen die akademische „Vorherrschaft der Konservativen und Neoliberalen“ verkauft. Während er die „marktradikale Logik“ beklagt, der Mexikos 4,4 Millionen Studenten unterworfen würden, vertritt er eine Sparpolitik, die in ähnlicher Weise gegen „überflüssige“, zumeist geistes- und kulturwissenschaftliche Fächer gerichtet ist. Um stattdessen den „unmittelbaren Nutzen“ von Forschung zu mehren und zugleich mehr „Bildungsgerechtigkeit“ herzustellen, hat die Regierung 140 „Universitäten für den Wohlstand“ gegründet. Auf niedrigem akademischem Niveau arbeitenden Einrichtungen sollen praxisnahe Fächer wie Energietechnik zur Entwicklung zumeist ländlicher Regionen dienen. 


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