© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/22 / 10. Juni 2022

Meldungen

Erstmals Erbgut von Pompeji-Opfer analysiert 

LONDON. Zwischen 1914 und 1933 fanden in der im Jahre 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vulkans Vesuv zerstörten und verschütteten Stadt Pompeji Ausgrabungen statt, in deren Verlauf unter anderem das sogenannte Haus des Schmiedes (Casa del Fabbro) freigelegt wurde. Dabei entdeckten die Archäologen auch das Skelett eines knapp 40 Jahre alten Mannes. Jetzt ist es Forschern um Gabriele Scorrano von der Università degli studi di Roma Tor Vergata erstmals gelungen, hinreichende Mengen von Erbgut aus den Knochen des Toten zu extrahieren und zu analysieren (Online-Ausgabe von Scientific Reports vom 26. Mai 2022). Vergleiche mit der DNA von 1.501 Menschen aus der Antike und Neuzeit erbrachten das Ergebnis, daß das Vulkanopfer offensichtlich aus Zentralitalien stammte, aber auch Vorfahren aus Sardinien und Kleinasien gehabt haben muß. Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler Hinweise auf Knochentuberkulose, von der im übrigen auch die deutlich sichtbaren Schäden an der Wirbelsäule des Mannes zeugen. Mit der Forschungsarbeit von Scorrano und dessen Kollegen existiert nun eine zusätzliche Quellengattung mit Bezug auf Pompeji, der weitere Untersuchungen folgen werden. (ts)

 www.nature.com





Neues zur Domestizierung des Hausrindes

WARSCHAU. Bislang galt als sicher, daß die heutigen Hausrinder allesamt Abkömmlinge einer Herde von Auerochsen sind, welche vor rund 10.000 Jahren im heutigen Kurdistan domestiziert wurden. Dem widersprechen nun aber der Archäologe Piotr Osypiński von der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau und die Archäozoologin Marta Osypiński von der Universität Breslau. Die beiden Wissenschaftler führten Ausgrabungen im Letti-Becken im Norden des Sudan durch, wo sich vom 6. bis zum 14. Jahrhundert das nubisch-christliche Königreich Makuria befand. Dabei stießen sie auch auf sehr viel ältere menschliche Hinterlassenschaften aus dem frühen Neolithikum und Überreste von ganz offensichtlich als Haustier gehaltenen Rindern aus der Zeit um etwa 8000 v. Chr. (Science in Poland 6/2022). Hierdurch scheint nun erwiesen, daß die gängige Theorie über die Domestizierung des Rindes nicht stimmen kann und die Haustierwerdung keineswegs nur in einer einzigen Region am Nordrand des „Fruchtbaren Halbmondes“, sondern mindestens ebenso auch im Bereich der „Großen Afrikanischen Kreuzung“ im Übergangsraum zwischen der Ostsahara und dem Niltal erfolgte. (ts)

 www.scienceinpoland.pap.pl





Erste Sätze

Leider sind die Zeiten dahin, wo es noch nicht zu den Seltenheiten gehörte, daß das gleiche Geschlecht durch viele Generationen auf dem gleichen Boden verwachsen blieb, in dem der einzelne mit seinem Blut und seinen Instinkten, mit seinem Charakter wie mit seinen Erinnerungen fest wurzelte.

Gustav Mayer: Friedrich Engels. Eine Biographie, Band 1, Berlin 1920 





Historisches Kalenderblatt

9. Juni 1942: Als Vergeltung für den Mord an Reichsprotektor Reinhard Heydrich zerstören Polizeieinheiten unter SS-Kommando das tschechische Dorf Lidice, ermorden 173 männliche 

Einwohner und deportieren alle Frauen und Kinder in diverse Konzentrationslager.