© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/22 / 10. Juni 2022

Umwelt
Mehr Pragmatismus
Volker Kempf

In Kenia, Äthiopien, Uganda und Südsudan sind mehrere Regenzeiten ausgefallen. Der Klimawandel soll für die Dürre verantwortlich sein. Wasser und Lebensmittel für die Ärmsten der Armen werden unerschwinglich. Der Ukraine-Krieg verschärft die Situation: „Wenn auf den Agrarmärkten der Preisanstieg weiter folgt, sind 193 Millionen Menschen in über 50 Ländern stark vom Hunger bedroht und können ihre Grundnahrungsmittel nicht mehr einkaufen“, warnt Achim Steiner, seit 2017 Leiter des UN-Entwicklungsprogramms. Die Protagonisten, die glauben, mit Weltklimapolitik könnte das Problem an der Wurzel gepackt werden und der Regen wieder in die Savannen zurückkehren, sind nicht verstummt .Auch ihr Ehrgeiz für die Windindustrie speist sich teilweise daraus. Aber das sind mehr Rituale als konkrete Maßnahmen. Dafür braucht es mehr Pragmatismus.

Braucht jede deutsche Gemeinde wirklich einen eigenen Klimabeauftragten?

Die G7-Staaten haben das erkannt und ein Bündnis für globale Ernährungssicherheit gegründet. Die Mittel der Geberländern sollen so gezielt koordiniert und die schwerste Ernährungskrise seit dem Zweiten Weltkrieg abgewendet werden, hofft die zuständige Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD). Das ändert aber nichts an den vielen kostspieligen Programmen in Bund, Ländern und Kommunen für den Klimaschutz, die ebenfalls auf den Prüfstand gehören. Die mitteleuropäischen Wälder an den Klimawandel langfristig denkend anzupassen ist notwendig – aber braucht jede Gemeinde einen eigenen Klimabeauftragten? Das schafft Jobs für Bachelors, addiert sich aber zu einem stattlichen Personalstand, während ansonsten über klamme Kassen geklagt wird. Am Ende fehlt es nicht nur an Geld für arme Länder, um die gröbste Not zu lindern, sondern auch hierzulande fehlt es an allen Ecken und Enden an Geld. Straßen, Schulen und vieles anderes mehr sind in einem oft desolaten Zustand. Der Realitätsdruck nötigt zu mehr Pragmatismus. Die Zeiten der Schönwetterpolitik sind längst vorbei.