© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/22 / 10. Juni 2022

Haltungsnote
Das Herz geöffnet
Curd-Torsten Weick

Es war Zeit für Anna Korakaki, erfolgreiche griechische Sportschützin in den Disziplinen Luft- und Sportpistole, daß sie nun ihr Herz ausschüttete. Denn das Schwurgericht von Kavala hatte kurz zuvor ihren aus Georgien stammenden „Stalker“ zu fünf Jahren Haft verurteilt. 

Nun erzählte die Olympiasiegerin von 2016 auf Facebook und Instagram, wie ihr Leben fünf Jahre lang durch einen Stalker in einen „Albtraum“ verwandelt worden sei. „Ich habe überall Blumensträuße gefunden. Er war immer um mich herum. Trotz der Empfehlungen von uns allen, sogar meines Vaters, aber auch der Polizei, seine Aktionen zu stoppen, machte er weiter“, schrieb die 26jährige. Dann habe er versucht, in ihr Haus einzubrechen, und fünf Tage vor ihrer Abreise zu den Olympischen Spielen in Tokio habe er das Auto ihres Partners in Brand gesetzt.

Sie habe unter „Schlaflosigkeit, depressiven Phasen, starken Unsicherheitsgefühlen und Angst“ gelitten. Dennoch habe sie in zwei olympischen Finals gestanden und zwei sechste Plätze belegte. Sie sei stolz über ihre „große Leistung“ gewesen, doch viele hätten sie kritisiert, ohne zu wissen, was sie durchgemacht habe. Korakaki  dankte dem Gericht „keine mildernden Umstände“ anerkannt zu haben, kritisierte die Haftzeit ihres Peinigers als „erschreckend kurz“ und gewann beim ISSF-Weltcup mit ihrem Bruder  Dionysis die Goldmedaille im 10m-Pistole-Mixed-Wettbewerb.