© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/22 / 17. Juni 2022

Meldungen

Kritik an Steinmeiers Vorstoß zu Pflichtdienst 

BERLIN. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat den Vorstoß von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem verpflichtenden Dienstjahr für junge Menschen abgelehnt. Gerade Jugendliche, die unter der Corona-Pandemie gelitten und sich mit Älteren solidarisch gezeigt hätten, müßten weiterhin die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, ob sie ein solches absolvieren wollen, schrieb sie auf Twitter. Ein Pflichtdienst sei ein „Eingriff in die individuelle Freiheit“. Der Freiwilligendienst werde überdies bereits von vielen jungen Menschen genutzt. „Sie engagieren sich motiviert und mit Herzblut meist im sozialen oder ökologischen Bereich für eine solidarische Gesellschaft“, lobte die Grünen-Politikerin. Mit einer Verpflichtung entfalle dieses freiwillige Engagement. Steinmeier hatte am Wochenende angeregt, einen sozialen Pflichtdienst für alle jungen Menschen einzuführen. Dieser könne die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. „Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll sein. Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn“, führte er aus. Als mögliche Einsatzorte brachte der Bundespräsident Seniorenheime, Behinderteneinrichtungen, Obdachlosenunterkünfte und die Bundeswehr ins Spiel. Eine Rückkehr zur Wehrpflicht lehnte er aber ab. (zit)





Militärpolizei soll ihren Wahlspruch verlieren 

BERLIN. Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, hat gefordert, daß die Feldjägertruppe ihren aus dem frühen 18. Jahrhundert abgeleiteten Wahlspruch „Suum cuique“ verlieren soll. Die deutsche Übersetzung der Formel – „Jedem das Seine“ – stand am Tor des Konzentrationslagers Buchenwald, heißt es zur Erläuterung in einem Schreiben, das der JUNGEN FREIHEIT exklusiv vorliegt. Das Motto der Feldjäger leitet sich vom preußischen Schwarzen Adlerorden ab, der 1701 gestiftet wurde. „Auch wenn das Emblem der Feldjäger in Latein geschrieben ist und sich auf einen preußischen Orden bezieht, steht die Redewendung in Tradition der nationalsozialistischen Vernichtungspraxis“, heißt es in Kleins Brief an Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD). Es sei „höchst problematisch, daß ein Teil der deutschen Streitkräfte ein Motto hat, das den Nationalsozialisten als Todesformel diente“, begründete er seine Forderung. Ausdrücklich lobte Klein den Traditionserlaß der Bundeswehr von 2018, in dem sich diese einer „kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit verschrieben“ habe. Diesem Anspruch werde sie hier nicht gerecht. „Das historische Erbe des deutschen Militärs erfordert eine klare Abgrenzung zum Nationalsozialismus“, was auch bedeute, „die verwendete Sprache nicht zu reproduzieren“. Angesichts der Tatsache, daß in Buchenwald 56.000 Menschen ermordet wurden, finde ich die Aufschrift auf der Kleidung der Feldjäger unhaltbar“, so Klein. Sie solle daher von den Baretten und aus dem Verbandsabzeichen entfernt werden. Im Schreiben des Bundesbeauftragten wird das Motto durchgängig falsch als „suum quique“ geschrieben. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums bestätigte am Montag den Eingang der Forderung und teilte mit, man prüfe diese derzeit – „auch gemeinsam mit der Truppe“. Dies sei nicht als „Abblocken“ zu verstehen. Daß die Bundeswehr in der Lage sei, auch langjährige Traditionen zu ändern, habe sie mit ihrem Erlaß 2018 bewiesen. (JF)