© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/22 / 17. Juni 2022

Eine basisdemokratische Afghanistan-Bilanz
Aufs falsche Pferd gesetzt
(dg)

Mit 50 Jahren wurde die Politologin Mechthild Exo 2016 am Otto-Suhr-Institut (OSI) der FU Berlin über das „Friedens- und Konfliktwissen basispolitischer Organisationen in Afghanistan“ promoviert. Mit dem Fazit ihrer Studie zu „dekolonisierender Forschung zur Kritik des liberalen Peacebuildung“, die Nato-Intervention habe Afghanistan nur „Armut, Gewalt und Korruption“ gebracht habe, lag sie quer zu dem damals von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Langzeit-Projekt jüngerer Zeitgeistsurfer am OSI: „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit“, das Militärinterventionen unter US-Ägide als „Modernisierungshilfe“ für gescheiterte Staaten legitimieren sollte. Was der desaströse Einsatz am Hindukusch nie gewesen sei, wie Exo im „basisdemokratischen Rückblick“ bilanziert (Feministische Studien, 2/2021). Die Nato habe seit 2001 auf falsche Verbündete wie die „Nordallianz“ gesetzt, eine Horde von „Kriegsverbrechern, Kriminellen, Demokratie- und Frauenfeinden“, die im Sommer 2021 den Taliban das Feld räumten. Selten hätten Nato und UN versucht, sich auf zivilgesellschaftliche Strukturen zu stützen. Das Land dann wieder den Taliban zu überlassen, sei daher keine Kehrtwendung, sondern „logische Konsequenz“ der nicht hinreichend „anti-islamistischen Ausrichtung ihrer Mission“ gewesen. 


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