© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/22 / 17. Juni 2022

Frisch gepreßt

Atlantiker. Rußland, China, Pandemie, Migration, Klimawandel: In seinem neuen Buch „Nie wieder hilflos! Ein Manifest in Zeiten des Krieges“ nimmt sich Politik-Urgestein Norbert Röttgen (CDU) den großen Herausforderungen unserer Zeit an und legt dar, wie sich Deutschland und Europa – ginge es nach ihm – politisch positionieren sollten. Alte Gewißheiten seien passé und Deutschland habe, teils aus historisch bedingter Scheu vor außenpolitischen Aktivitäten, teils aus Wohlstandsdekadenz, die Zeitenwende verpaßt. Freiheit kostet, und wer sich gegen autoritäre Staaten wie China oder Rußland durchsetzen will, tut gut daran, militärisch und technologisch konkurrenzfähig zu sein. Diese profanen Erkenntnisse ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Sieht man über erwartbare Unehrlichkeiten hinweg, etwa bei der sehr negativen Bewertung der Trump-Präsidentschaft, in der die Welt deutlich friedlicher war als heute, beinhaltet das „außen- und sicherheitspolitische Manifest“ des bekennenden Transatlantikers einige vernünftige Gedanken: Man solle nicht mit Putin verhandeln, weil sich gewalttätige Invasionen nicht mehr lohnen dürfen und es sei beruhigend, daß beim 5G-Netzausbau auf europäische Unternehmen gesetzt wurde, statt auf chinesische, zum Beispiel. (st)

Norbert Röttgen: Nie wieder hilflos! Ein Manifest in Zeiten des Krieges. Dtv, München 2022, broschiert, 144 Seiten, 14 Euro





Alt-68er. Rainer Langhans ist als ikonische Figur der 68er-Bewegung bekannt. Das Mitglied der „Kommune I“ steht jedoch für deren lebensreformerisch-spirituelle Strömung, nicht für die linksradikale Linie. Unlängst wurde bei ihm Prostatakrebs diagnostiziert. Das nehmen er und Mitautorin Christa Ritter, seit 1978 Mitglied von Langhans’ Selbsterfahrungsgruppe „Der Harem“, zum Anlaß, noch einmal Bilanz mit zentralen Lebenserkenntnissen zu ziehen. Ihr Buch beinhaltet eine Sammlung von aktuellen Beiträgen und Interviews Langhans’. Viele Inhalte werden dabei wiederholt, was dem Buch einen Mantra-artigen Charakter verleiht. Es geht um das Sterben und Lernen, persönlich wie gesellschaftlich. Die Abkehr von der materiellen Welt soll als Chance zum Weg nach innen verstanden werden, als große Meditation: weg vom Kampf, hin zur Liebe. Langhans bezieht dies auch auf den globalen Corona-Lockdown, der Optionen eröffnet, sich aus alten Bahnen herauszubewegen. Ebenso auf Trump, den Ukraine-Krieg und die Veränderung von Links und Rechts. Im Internet-Zeitalter fände das Suchen nach Alternativen aber eher auf der Rechten statt, so das Fazit des alten Kommunarden. (cmw)

Rainer Langhans: Nach innen. Startup fürs richtige Leben nach dem falschen: Korona, Krebs und Krieg. Verlag Christa Ritter, Berlin 2022, broschiert, 268 Seiten, 15,80 Euro