© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/22 / 24. Juni 2022

Ländersache: Brandenburg
Der Regen bringt Segen
Florian Werner

Der Regen kam buchstäblich in letzter Minute. „Uns hat ganz klar das Wetter gerettet“, erläutert Alexander Held vom European Forest Institute in Bonn laut dem Spiegel die Situation nach den schweren Waldbränden in Brandenburg. Zuvor hatten Feuerwehrleute die Kontrolle über die Flammen in den Wäldern Brandenburgs verloren. Betroffen waren unter anderem die Städte Treuenbrietzen bei Potsdam und Beelitz. 

Nach wochenlanger Hitze hatten sich in rasantem Tempo zwei Feuer entwickelt, die am Ende jeweils rund 200 Hektar groß waren – umgerechnet also etwa 300 Fußballfelder. Kilometerhohe Rauchsäulen hingen über der Landschaft. Der Qualm soll bis ins über hundert Kilometer entfernte Dresden ruchbar gewesen sein. Mehrere hundert Anwohner mußten aus den betroffenen Gebieten evakuiert werden. Zu groß war die Angst, man könne die Naturgewalten wie einst bei der Flut im Ahrtal womöglich unterschätzen. Mehr als 1.500 Feuerwehrmänner, Polizisten und Sanitäter waren zu Spitzenzeiten im Einsatz. Selbst die Bundeswehr stellte Soldaten und Hubschrauber für die Löscharbeiten. 

Dabei ging die Gefahr für die Feuerwehrleute nicht allein von den lodernden Flammen aus, sondern auch von der Munition, die nach wie vor im Erdreich steckt. Dem Land Brandenburg zufolge ist man zwischen Oder und Elbe nach wie vor das am meisten mit Sprengmitteln belastete Bundesland Deutschlands. Etwa 360.000 Hektar gelten als munitionsbelastet – das ist in etwa viermal die Fläche Berlins. Alleine in Oranienburg sollen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1991 mehr als 170 Bomben entdeckt worden sein. 

Die Granaten lassen sich einerseits auf schwere Gefechte am Ende des Zweiten Weltkriegs zurückführen, haben ihren Ursprung andererseits aber auch in den Truppenübungsplätzen und Militärarsenalen, die sich sowohl während der Kaiserzeit als auch im Nationalsozialismus und der DDR auf dem Gebiet befanden. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) forderte den Bund laut RBB deshalb dazu auf, künftig stärker bei der Beseitigung der Munitionsreste zu helfen. Diese seien ein großes Problem bei der Brandbekämpfung gewesen, da die Feuerwehrleute bei ihren Löscharbeiten weite Areale wegen der Sprengköpfe meiden mußten. Das Land könne diese Aufgabe nicht alleine meistern.

Am Ende waren alle Beteiligten sichtlich erleichtert über die nachts einsetzenden Regenfälle. Der SPD-Landrat im betroffenen Kreis Potsdam-Mittelmark, Marko Köhler, bezeichnete die Lage zuletzt als „deutlich entspannt“. Er dankte den Einsatzkräften, die nicht nur aus Brandenburg selbst, sondern auch aus Berlin und Sachsen-Anhalt zu Hilfe eilten. „Sie haben Übermenschliches geleistet.“ Auch Brandenburgs Forstminister Axel Vogel (Grüne) lobte das entschlossene Handeln der Feuerwehrleute. Aber auch er fügt warnend hinzu: „Wenn es nicht geregnet hätte, hätten wir heute früh eine Katastrophenlage gehabt, die alles überboten hätte, was wir uns in Brandenburg hätten vorstellen können.“ Beim nächsten Brand wird man sich wahrscheinlich nicht wieder auf den Regen verlassen können.