© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/22 / 24. Juni 2022

Wenn die Kornkammer Ukraine leer bleibt
Auf Krieg folgt Hunger
(dg)

Erst der Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges hat westlichen Verbrauchern vor Augen geführt, daß die ukrainische Schwarzerde zu den ertragreichsten Böden der Welt zählt. Kein Land der Welt exportiert mehr Sonnenblumen als die Ukraine, und auch bei Weizen, Gerste, Mais und Raps zählt die „Kornkammer Europas“ zu den weltweit größten Exporteuren. Je länger der Krieg anhalte, so schätzt die Journalistin Tanja Busse, desto dramatischer fielen die „Kollateralschäden“ für die globale Ernährungslage aus. Denn für viele Länder des globalen Südens sei günstiges Getreide überlebenswichtig. So bezögen etwa Eritrea und Somalia ihren gesamten Weizen aus Rußland und der Ukraine, die Staaten des Trockengürtels von Marokko bis in den Nahen Osten immerhin noch mehr als die Hälfte. Die UN warnen daher nicht zu Unrecht vor „Hungerkatastrophen ungeheuren Ausmaßes in Afrika und Südostasien“ (Blätter für deutsche und internationale Politik, 5/2022). Deshalb sei die Reaktion der EU-Kommission, die 2020 beschlossene Ausweitung des ökologischen Landbaus zu Lasten der industriellen Landwirtschaft festzusetzen, falsch. Statt die avisierte Halbierung des Pestizideinsatzes zu vertagen, hätte Brüssel initiativ werden müssen, um lieber die Fleischproduktion um die Hälfte zu senken. 


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