© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/22 / 24. Juni 2022

Umwelt
Ersatz für heimische Völker
Bernd Rademacher

Anders als Hummeln und Wespen, die im Herbst sterben, überwintern Bienen als Volk. Doch mindestens ein Drittel aller in Deutschland von Imkern gehaltenen Honigbienen hat den vergangenen Winter nicht überlebt. War es wieder die gefürchtete Varroamilbe, die ganze Bienenstöcke entvölkert? Nein, diesmal waren es wohl eher Witterungseinflüsse. Denn der Herbst war lange warm und sonnig; die Bienen konnten lange ausfliegen und fanden auf spätblühenden Pflanzen wie auf Spargelfeldern und Zwischenfrüchten noch reichlich Nahrung. Das erschwerte es den Imkern, die Zufütterung für den Winter richtig zu dosieren. Ist zuviel Futter vorhanden, „verhonigt“ das Brutnest und die Bienen finden keine freien Zellen für die Brut. In der kritischen Frühjahrsperiode müssen Honigbienen rechtzeitig mit dem Brüten beginnen, um die im März und April absterbenden Winterbienen durch vitale Sommerbienen zu ersetzen.

Importierte Bienenvölker können Krankheiten und Parasiten wie den Kleinen Beutenkäfer einschleppen.

Doch langanhaltende Niederschläge verhinderten vielerorts Ausflüge zum Futtersammeln. Die Winterbienen sind zudem eigentlich nicht für lange Futtersammelflüge geeignet. Unternehmen sie aufgrund von Nahrungsmangel dennoch solche, verkürzt das ihre Lebensdauer. Sterben sie im Frühjahr, bevor neue Sommerbienen erbrütet werden, ist das Bienenvolk am Ende. Viele Königinnen stellten frühzeitig die Brut ein. So gingen die Völker infolge Bienenmangels zugrunde. Aber das erhöhte die Nachfrage nach Ersatz. Die Preise für Bienenvölker stiegen auf ein Rekordhoch, zudem gab es kaum heimische Schwärme auf dem Markt. Dafür ist das Internet voll mit Angeboten aus dem Ausland. Allerdings raten Experten vom Kauf fremdländischer Bienen dringend ab, da mit diesen Krankheiten und Parasiten wie der Kleine Beutenkäfer eingeschleppt werden können. Und: Auch die Gesundheitszeugnisse sind oft nicht vertrauenswürdig.