© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/22 / 01. Juli 2022

Tatütata der Woche
Feuer*Innenwehr
Christian Vollradt

Am vergangenen Wochenende mußte die Feuerwehr in Berlin für 16 Stunden den „Ausnahmezustand Rettungsdienst“ ausrufen. Weil Personal fehlte, blieben über 20 Rettungswagen unbesetzt. Das bedeutet: Notrufe mußten nach Dringlichkeit und nicht mehr nach Reihenfolge ihres Einganges abgearbeitet werden. Wer nicht allzu gravierende Beschwerden hatte, der wurde also vom anderen Ende der 112 erst einmal vertröstet. Zudem mußten Löschfahrzeuge beziehungsweise deren Besatzungen den Rettungsdienst für medizinische Notfälle mit übernehmen. 

Doch was sind schon solche Problemchen gegen die echten Katastrophen im Reich des Heiligen Florian? Als da wäre: die fehlende Geschlechtergerechtigkeit im Vorstand des Deutschen Feuerwehrverbandes. Der hatte nämlich ebenfalls am Wochenende einige Posten im Vorstand neu besetzt, wobei es eine Feuerwehrfrau aus Essen nicht ins Präsidium schaffte. „Unglaublich aber wahr: Seit stabilen 169 Jahren wird der Deutsche Feuerwehrverband ausschließlich von Männern geführt“, erregte sich der Grünen-Bundestagsabgeordnete Janosch Dahmen über diese (Nicht-)Wahl. „Eine Feuerwehr nur für alte, weiße Männer braucht keiner! Zeit wird es für Wandel!“ echauffierte sich der Politiker, der zuvor als Oberarzt in ebenjenem unter Personalmangel ächzenden Berliner Rettungsdienst selbst Beamter der Feuerwehr war. Während es den meisten Menschen in diesem unserem Lande vermutlich ausreicht, daß die Feuerwehr rot ist und mit Blaulicht schnell genug zu Hilfe eilen kann, sorgen sich andere schon um fehlende Buntheit.  Denen, die wegen fehlender Diversität an der Verbandsspitze erhöhten Puls haben, sei der alte Retter-Dreiklang ans pochende Herz gelegt: Ruhe bewahren, Panik bekämpfen, Tränen trocknen.