© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/22 / 01. Juli 2022

Meldungen

Streit um Verbrenner-Aus in der Ampel-Koalition

Berlin. In der Ampel-Regierung droht der nächste Streit. Finanzminister Christian Lindner hat Aussagen von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) widersprochen, wonach die Bundesregierung beim Treffen der Umweltminister der EU-Länder dem Verbrenner-Aus ab 2035 zustimmen werde. „Die Äußerungen der Umweltministerin zum Verbrenner-Aus sind überraschend. Sie entsprechen nicht den Verabredungen“, erkärte Lindner auf Twitter. „Verbrennungsmotoren mit CO2-freien Kraftstoffen sollen als Technologie auch nach 2035 in allen Fahrzeugen möglich sein. Daran ist unsere Zustimmung gebunden.“ Entsprechend hatte sich zuvor auch FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler geäußert: „Es wäre ein großer Fehler, den Verbrennungsmotor zu verbieten und damit auch klimaneutrale Kraftstoffe aus dem Wettbewerb um die besten Klimaschutztechnologien auszuschließen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. (ha)





Katholiken verzeichnen Austritte auf Rekordniveau

BONN. Rund 360.000 Katholiken haben im vergangenen Jahr ihrer Kirche den Rücken gekehrt. Das geht aus der jährlichen Kirchenstatistik der Deutschen Bischofskonferenz und der 27 Diözesen hervor, die am Montag veröffentlicht wurde. „Die Zahlen des Jahres 2021 zeigen die tiefgreifende Krise, in der wir uns als katholische Kirche in Deutschland befinden“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mit Blick auf die Statistik. Es sei „nichts schönzureden“ und er sei – trotz der gestiegenen Zahlen der Sakramentenspendung – „zutiefst erschüttert“ über die hohe Zahl an Kirchenaustritten. Die Katholische Kirche verzeichnete eine Steigerung der Austritte von über dreißig Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019, als knapp 273.000 Menschen die Kirche verließen. Im Jahr 2020 war die Zahl der Kirchenaustritte aufgrund der Corona-Pandemie auf rund 221.000 gesunken, weil die zuständigen Amtsgerichte und Standesämter nur eingeschränkt geöffnet waren. Auch die Zahl der Pfarreien, Priester und Pfarrseelsorger hat sich im vergangenen Jahr deutlich reduziert. Die aktuelle Statistik stelle für ihn einen Auftrag dar, den eingeschlagenen Weg der Kirche „mutig weiterzugehen“, betonte Bätzing. Die Gründe, der Kirche den Rücken zu kehren, sind vielfältig. Eine im März veröffentlichte Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland fand heraus, daß 79 Prozent der befragten ausgetretenen Katholiken die fehlende Gleichberechtigung von Frauen als Hauptfaktor nannten. 85 Prozent der seit 2018 Ausgetretenen stimmten der Aussage zu: „Ich bin aus der Kirche ausgetreten, weil ich die Kirche unglaubwürdig finde.“ Nur für 37 Prozent der Katholiken war laut der Studie ein konkreter Anlaß entscheidend für ihren Austritt. Der Mißbrauchsskandal (79 Prozent) und die „Verschwendung finanzieller Mittel“ (61 Prozent) stehen hierbei an vorderster Stelle. 17 Prozent der befragten Ex-Katholiken gaben als wichtigen Grund an, die „Segnung von Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts“ abzulehnen. Mit fast dreißig Prozent gibt es demnach auch eine beachtliche Minderheit von Katholiken, die als einen Grund für ihren Austritt angeben, daß sich die Kirche zu sehr dem Zeitgeist anbiedere. Rund die Hälfte der Ausgetretenen gab an, ihnen sei die Kirche gleichgültig. Mehr als fünfzig Prozent aller Befragten behaupteten zudem, in ihrem Leben keine Religion zu brauchen. (st)