© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/22 / 01. Juli 2022

Musik stärkt den sozialen Zusammenhalt
Balsam für die Seele

Musik ist für den habilitierten Theologen und Sören- Kierkegaard-Interpreten Michael Heymel, der lange im Gemeinpfarrdienst tätig war, alles andere als nur schönes Beiwerk und weit mehr als Unterhaltung. Sie könne, soweit sie nicht „Lärm und Krach“ sei, die für Heymel wohl primär im Zeitalter von Rock und Pop zu dominieren scheint, „Balsam für die Seele“ sein. Von ihr gehe heilende Kraft aus, sie steigere das Wohlbefinden, fördere die Gesundheit. Seit der Antike weiß man um diese therapeutische Wirkung. Sie gehe sowohl von Kirchenmusik wie von weltlicher Musik aus. In den Vorreden alter Gesangbücher wurde das Erfahrungswissen vermittelt, daß Christen für ihre Seele sorgen, wenn sie geistliche Lieder singen. Daher kam es darauf an, sich in der Praxis des Singens dieser Lieder zu üben, sowohl sonntags öffentlich im Gottesdienst der Gemeinde wie an Wochentagen zu Hause. Gesang war insofern das Hilfsmittel für musikalische Seelsorge, lange bevor es moderne Musiktherapie gab. Nach Martin Luthers von der Idee der Sphärenmusik inspirierter „Musiktheologie“ reicht die musikalische Wirkung aber weit über individuelle Wohlfühl-Effekte hinaus. Für Luther ist Musik einerseits das ideale Medium, um das Herz für das göttliche Wort bereit zu machen. Andererseits ist sie von Gott dazu bestimmt, Frieden zu schaffen, indem sie den Einzelnen von negativen Stimmungen und Gedanken befreit, um so das soziale Miteinander zum Guten zu beeinflussen. Neuere Forschungen haben Luther darin bestätigt, daß gemeinsames Musizieren nicht nur den familiären Zusammenhalt prägt, sondern generell soziale Bindungen festigen kann (Universitas, 4/2022).


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