© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/22 / 01. Juli 2022

Dorn im Auge
Christian Dorn

Im Norden der Hauptstadt, dem bürgerlichen Basislager der AfD, stellt Matthias Matussek Auszüge seines nächsten Buches über das Thema Sterbehilfe vor. Denn: „Wenn es eine Sicherheit in diesen Tagen gibt, dann die, daß wir sterben müssen.“ Nach der sorglosen Beatles-Zeit, dem Ende der Peter-Pan-Generation, schreite überall der Tod voran, in Familie, Nation und Sprache. Auch sei im Corona-Maßnahmestaat die Zahl der Suizidversuche von Kindern und Jugendlichen um 400 Prozent gestiegen. Nicht zu vergessen die Klimajünger, die den Klimatod fürchten. Ablesbar sei diese Entwicklung auch an der Auflösung der Geschlechter, beispielhaft hier die Propagandafotos von der Transitionsfront mit Aufnahmen von heldenhaft verstümmelten Mädchen, denen Brüste und Fortpflanzungsorgane entfernt worden sind.

„Gott erhebe ihr (sic) Angesicht über uns und gebe uns Frieden“ – also das, was der Islam verspricht.

Eingedenk dieses Eindrucks suche ich nächstentags die Gethsemanekirche auf, wo – vor Jahren – einst auch Matussek zu den Sieben Todsünden vorgetragen hatte. Jetzt bietet dort die GayChurch Berlin mit der Ibn Rushd Goethe Moschee einen „Service“ unter dem stolzen Titel „East Pride Gottesdienst“. Der queere Quark, der hier umgerührt wird, beginnt mit Pfarrerin Aljona Hofmann, die vor etwa 100 verqueeren Schäfchen verkündet, Gott sei nicht „binär“, sondern verkörpere sich in der „Trinität“, um daran anknüpfend sogleich zu frohlocken: „Da ist noch so viel möglich!“ Die Vertreterin der GayChurch fordert anschließend von der versammelten Gemeinde das Schuldbekenntnis wegen „unserer Verstrickungen in homo- und transphobe Vorstellungen“, um Gott in Demut um Vergebung zu bitten. Es folgt Seyran Ates mit der Formel „Salam aleikum“. Sie betont die Bedeutung der „Schutzräume“ für die LGBTI-Community. Dumm nur, daß diese bevorzugt von islamischen Terroristen heimgesucht werden, die sich aus der Schar der „Schutzsuchenden“ rekrutieren. Angesichts des jüngsten Attentats in einem queeren Nachtklub Oslos dekretiert Ates: „Liebe ist Medizin gegen die Unvollkommenheit.“ Schließlich gelte die Formel: „Liebe ist Allah – und wir zertifizieren die Liebe.“ Darauf das Schlußwort der GayChurch-Predigerin: „Gott erhebe ihr (sic) Angesicht über uns und gebe uns Frieden“ – also das, was der Islam verspricht.


Auf der Parkbank vor der „Kleinen Eiszeit“, auf Höhe der Gethsemanekirche, tags darauf ein stark tätowierter Typ mit Kleinkind, etwa Mitte 50, der einem reisenden Teenager-Paar, das an seinen Lippen hängt, allen Ernstes erklärt, das andere System – gemeint ist die DDR – sei doch besser gewesen als das heutige. Nur „Vollidioten“ seien damals in den Westen gegangen. Während man heute nicht mehr wisse, was man dürfe, seien die Leute damals nicht gefährdet gewesen, da ja bekannt gewesen sei, was verboten war. Am liebsten hätte ich – Mischeis in der Hand – mich eingemischt und gesagt, daß ein so asozial tätowierter Sprücheklopfer wie er, der Staat und staatliche Organe derart „herabwürdigt“, auf der Stelle von den Sicherheitsorganen hätte verhaftet und vor Gericht zu einer zehnjährigen Haftstrafe hätte verurteilt werden können.