© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/22 / 01. Juli 2022

Filmkritik Maze
IRA-Gefangene brechen aus
Werner Olles

Inspiriert von einer wahren Begebenheit, dem Ausbruch von 38 Gefangenen der Irish Republican Army (IRA) aus dem Maze-Hochsicherheitsgefängnis im Jahr 1983, der bis heute als größter Häftlingsausbruch in Europa gilt, drehte Regisseur und Drehbuchautor Stephen Burke 2016 im kurz geschlossenen Gefängnis von Cork den vielfach preisgekrönten Film „Maze“. Den historischen Hintergrund bildet der Nordirland-Konflikt zwischen der britischen Armee und den probritischen loyalistisch-protestantischen Terrorgruppen Ulster Defence Army (UDA) und Ulster Volunteers Forces (UVF) auf der einen und den katholischen Nationalisten der IRA, die für ein vereinigtes Irland kämpften, auf der anderen Seite.

Im Maze-Prison arbeitet der zwei Jahre zuvor an einem Hungerstreik von IRA-Mitgliedern, der für zehn Gefangene tödlich endete, beteiligte Larry Marley (Tom Vaughan-Lawlor) an einem Fluchtplan und freundet sich zu diesem Zweck mit dem Aufseher Gordon Close (Barry Ward) an. Zwar gilt Maze als ausbruchssicher, aber Larrys Plan sieht vor, daß die Häftlinge ihre Wärter überwältigen und während der folgenden Panik versteckt auf der Ladefläche eines Bäckerei-Transporters das dreifach gesicherte Haupttor durchfahren, während die Fahrer mit Waffengewalt gezwungen werden, ihre Uniformen den Gefangenen zu überlassen. Bei dem Ausbruch werden zwei Gefangene durch Schüsse verwundet, ein Aufseher stirbt durch Herzversagen. Fast alle der Ausbrecher können nach kurzer Zeit wieder gefaßt werden.

Gerry Kelly (Patrick Buchanan), einer der früheren Hungerstreikenden, schrieb später ein Buch über den Ausbruch und ist heute einer der Führer von Sinn Féin, dem politischen Arm der IRA, die die Ausbrecher als Helden feierte. Brendan McFarlane (Tim Creed), ebenfalls ehemaliger Hungerstreikender und IRA-Kommandant im Block der Ausbrecher, war Jahre später an einem Bombenanschlag auf den Parteitag der Konservativen beteiligt, bei dem fünf Menschen starben; die britische Premierministerin Margaret Thatcher entkam dem Attentat knapp. Larry Marley, der Initiator des Ausbruchs, wurde ein Jahr nach seiner Entlassung von protestantischen Kämpfern erschossen.

„Maze“ ist ein in jeder Hinsicht empfehlenswerter Film, und dies nicht nur für am Nordirland-Konflikt Interessierte.

DVD/Blu-ray: Maze. KochMedia 2022, Laufzeit etwa 92 Minuten