© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/22 / 01. Juli 2022

Prostitution durch die rosarote Genderbrille betrachtet
Schöne neue Sexarbeit
(ob)

Während die Gäule der apokalyptischen Reiter Inflation und Krieg schon in den Trab übergehen und das Berliner Regierungspersonal seine „Bevölkerung“ auf entbehrungsreiche Jahre einstimmt, packt die Redaktion von Gender die wirklich brennenden Fragen unserer Zeit an. Das ist mit einem Blick schon am Inhaltsverzeichnis der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft (1/2022) abzulesen. Ihr Schwerpunkt liegt auf „Prostitution und Sexarbeit“, klärt über „Queeres Begehren on Stage“ auf und forscht zur „politischen Selbstorganisation von Sexarbeiterinnen im Kontext des Prostituiertenschutzgesetzes“. Auch „queere Geflüchtete“ stehen im Fokus und werden mit einer kultursensiblen „Analyse intersektionaler Diskriminierung marokkanischer Sexarbeiter*innen und deren Repräsentation“ im Spielfilm „Much Loved“ (2015) des Regisseurs Nabil Ayouch porträtiert. Im Unterschied zu altmodischen Feministinnen wie Alice Schwarzer geht es im „Genderdiskurs“ aber nicht darum, die sozialökonomischen Wurzeln des „ältesten Gewerbes der Welt“ aufzugraben, sondern um die Einforderung von „Respekt für selbstbestimmte Arbeit“. Das gelte auch im muslimischen Marokko, wo diese „soziale Praxis“ unter Strafe steht, weil sie zu Unrecht als „Gefährdung der traditionell-religiösen Werte“ gelte. 


 www.gender-zeitschrift.de