© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/22 / 01. Juli 2022

Meldungen

Unesco-Welterbe bedroht Ureinwohner und Hirten

PARIS. Seit 50 Jahren zeichnet die UN-Organisation Unesco schützenswerte Natur- und Kulturstätten als „Welterbe“ aus. Bisher stehen 1.154 solcher Orte in der Unesco-Liste, darunter 218 Naturgebiete. Doch dies könne indigene Gruppen bedrohen, weil die Unesco oft davon ausgehe, daß die Schutzgebiete menschenleer seien, berichtet Ökojournalistin Monika Hoegen (Welt-Sichten, 4-5/22). So sei in Tadschikistan eine Gebirgsregion des Hohen Pamir 2013 zum Welterbe erklärt worden, ohne zu beachten, daß dadurch die Viehwirtschaft von Hirten eingeschränkt werde. In Tansania wurde der Ngorongoro-Nationalpark 1979 in die Natur- und 2010 in die Kulturerbe-Liste aufgenommen. Die auf Tourismus fixierte Regierung verbot daher die Landwirtschaft in diesem Gebiet – das brachte für das Gros der Massai aber „Hunger, Elend und Perspektivlosigkeit“. Negative Auswirkungen gebe es für das Karen-Volk im thailandischen Waldkomplex Kaeng Krachan und die Tibeter im Seengebiet von Hoh Xil. Die Unesco-Zentrale in Paris habe lediglich angekündigt, „Dialogprozesse“ in diesen Regionen verbessern zu wollen. (dg)

 www.unesco.de





„Streßtest für Korallen“: Wie hoch ist die Wärmetoleranz?

KONSTANZ. Die dritte weltweite Korallenbleiche von 2015 bis 2018 erfaßte 90 Prozent aller Riffe und ließ etwa 30 Prozent der Korallen sterben. Und sollte es zu einer Wasser­erwärmung um ein bis zwei Grad kommen, könnte dies zum fast vollständigen Verlust dieser „Regenwälder des Meeres“ führen, hieß es damals. Doch nicht alle Korallenarten und Riffsysteme sind durch den Klimawandel in gleicher Weise betroffen. Ein Team um den Biologieprofessor Christian Voolstra konnte mit einem neuen „Streßtest für Korallen“ nachweisen, daß es bei der Hitzeresistenz dieser „festsitzenden Blumentiere“ auffällige Unterschiede gibt. Der Test ermögliche, molekulare, die Wärmetoleranz von Korallen regelnde Mechanismen zu erforschen und so hitzeresistente Arten zu erkennen, wie etwa die Griffelkorallen im Golf von Akaba/Eilat. Umweltschützer könnten sich so auf Korallenbestände konzentrieren, die die größte Überlebenswahrscheinlichkeit haben (DFG Forschung, 1/22). (ck)

 scikon.uni-konstanz.de





Windkraftanlagen schädigen Lebensräume dauerhaft

KIEL. Befürworter neuer Offshore-Windparks argumentieren gern, daß die marine Umwelt nur „temporären Belastungen“ während der Bauphase ausgesetzt sei. Für die Landschaftsplanerin Franziska Junge, Referentin im Kieler Umweltministerium, werden aber einige Probleme übersehen: Die impulshaften Rammungen während der Bauphase schädigten das Gehör von Schweinswalen dauerhaft. Für rastende Vogelarten wie Seetaucher führten die Windanlagen zu irreversiblen Lebensraumverlusten. Zudem steigern die bis zu 200 Meter hohen Turbinen das Kollisionsrisiko für Zugvögel, da die Tiere die Anlagen nachts nur eingeschränkt wahrnehmen und deren Beleuchtung überdies anziehend auf sie wirke. Schließlich werde der Meeresboden überbaut, so daß Habitate verlorengingen. (Natur und Landschaft, 1/22). (dm)

 www.natur-und-landschaft.de





Erkenntnis 

„Die Lieferketten sind immer weiter optimiert worden. In der Pandemie und dem Ukraine-Krieg hat sich gezeigt, wie anfällig sie geworden sind. Als Folge gibt es einen Trend zum Reshoring, die Fertigung kommt näher zu den Verbrauchern. Wegen des Fachkräftemangels und der hohen Personalkosten wird das nur mit mehr Automatisierung gehen. Zudem wächst der Druck, die Fertigung zu flexibilisieren.“

Esben Østergaard, Ingenieur und Gründer der dänischen Firma Universal Robots A/S