© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/22 / 08. Juli 2022

Universität cancelt Vortrag einer Biologin
Auf Sand gebaut
Till Kinzel

Nichts Neues unter der Sonne: Linke Aktivisten halten nichts von einer Freiheit, die ihrer Ideologie entgegensteht. Kein Wunder also, wenn schon ein Thema wie die biologische Zweigeschlechtlichkeit zum roten Tuch für LGBTQXYZ wird: „Transphobie“! Wie jetzt bei dem eilfertig abgesagten Vortrag einer Biologin an der Berliner Humboldt-Universität. Fanatische Minderheiten, denen etwas nicht in den Kram paßt, gibt es immer. Sie sind aber nicht das eigentliche Problem. Es sind die Universitätsleitungen, die klammheimlich froh sein dürften, „Sicherheit“ als Grund der Absage vorschützen zu können. Freiheit (der Wissenschaft) ist aber das höhere Gut. Denn sonst setzt sich die maoistische Lehre durch: Bestrafe einen, erziehe Hunderte.

Die Humboldt-Universität hat schlagend demonstriert: Wer sich auf diese Institution als Verteidigerin der Wissenschaftsfreiheit verläßt, hat auf Sand gebaut. Statt klarer Worte nur verdruckste Rechtfertigungen im Geiste der ideologischen Generallinie. Leider wundert auch das niemanden mehr. Denn Universitäten, die nichts Besseres zu tun haben, als sich brav und übereifrig vor den Karren aktueller Ideologien (Stichworte: Gender, Klima, Antirassismus) spannen zu lassen, fallen als Horte der Rationalität weitgehend aus. Die Gebrüder Humboldt drehen sich im Grabe um.






Dr. Till Kinzel ist habilitierter Literatur- und Kulturwissenschaftler.