© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/22 / 08. Juli 2022

Grünes Wachstum ist eine Illusion
Glücklich jenseits des Konsums
(tha)

Als neue Wachstumsstrategie der EU stellte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Dezember 2019 den europäischen Green Deal vor. Danach soll bis 2050 das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt und die EU zum ersten klimaneutralen Kontinent werden. Die Zauberformel dafür lautet „grünes Wachstum“. Für die Wirtschaftswissenschaftlerin und Ehrenvorsitzende  des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Angelika Zahrnt, ist das „eine Illusion, denn wenn wichtige Entscheidungen anstehen, wird im Zweifel immer zugunsten der Ökonomie entschieden“. Seit der Industrialisierung und insbesondere seit den fünfziger Jahren habe die Umwelt „immer das Nachsehen gehabt“, erklärte sie in einem Interview mit der Zeitschrift Forschung und Lehre (Ausgabe 7/2022). Deshalb bedürfe es eines „ordnungspolitischen Rahmens, der andere Maßstäbe für Wirtschaft und Gesellschaft setzt“. Zentrale Maßnahme sei eine ökologische Steuerreform, damit die Preise die ökologischen Kosten widerspiegelten. Statt „Weiter, Schneller, Mehr“ brauche es Entschleunigung, Entflechtung, Entrümpelung und Entkommerzialisierung. Damit solle der zunehmenden Kommerzialisierung aller Lebensbereiche entgegengewirkt werden. Die Bildungspolitik müsse Menschen dazu befähigen, „auch jenseits des Konsums glücklich zu werden“. Arbeit sollte nicht nur als Erwerbsarbeit verstanden werden, meint die Systemanalytikerin Zahrnt. Verbraucher müßten darauf vorbereitet sein, daß die Zeiten des „billigen Konsums“ vorbei seien, wenn es „faire Preise und bessere Arbeits- und Umweltbedingungen“ geben solle. 


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