© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/22 / 08. Juli 2022

Audi bricht die Achse
Online-Journalismus: Die VW-Tochter cancelt die Werbung der Webseite Achgut.com
Regina Bärthel

Die Existenz der „Achse des Guten“ ist erneut bedroht: Taboola Germany, ein Dienstleister für digitale Werbung, kündigte seinen Vertrag mit dem Onlinemedium. Grund sei die „Beschwerde eines Premiumkunden“.

Eine anonyme Twitter-Nachricht hatte das Unternehmen Audi, eine Tochter des Volkswagen-Konzerns, auf seine Werbeanzeigen auf der Webseite Achgut.com aufmerksam gemacht: Hier erscheinen Artikel des „Lügners, Impfgegners und Coronaverharmlosers“ Stefan Homburg. Prompt prüfte nach eigener Aussage Audi die Angelegenheit und setzte Achgut auf eine „Exklusionsliste“. Kurz darauf kündigte Taboola Germany seinen Vertrag mit dem kritischen Meinungsmedium. Der Verlust dieser Werbeeinnahmen entzieht Achgut den Großteil seiner finanziellen Grundlage. Die Initiative „Meinungsfreiheit im Netz“, vertreten durch Rechtsanwalt und Achse-Autor Joachim Steinhöfel, geht nun gegen die Kündigung vor.

Es hat womöglich nicht zur Deeskalation beigetragen, daß Henryk M. Broder, Mitherausgeber der „Achse des Guten“, in einer E-Mail-Korrespondenz mit Audis Social-Media-Abteilung darauf hinwies, daß auch das „nationalsozialistische Reichssicherheitshauptamt“ mit Exklusionslisten gearbeitet hatte. Schwerwiegender mag jedoch die Tatsache sein, daß das Land Niedersachsen aufgrund des „VW-Gesetzes“ erheblichen Einfluß auf die Volkswagen AG ausüben kann. Kritik an den staatlichen Corona-Maßnahmen, wie sie die Achse regelmäßig übt, paßt daher nicht ins Konzernportfolio. Lieber werden Anzeigen in Medien geschaltet, die offensiv für die Abschaffung des Individualverkehrs und so letztlich auch der deutschen Automobilindustrie eintreten.

Werbedienstleister wie Taboola spielen eine existentielle Rolle für den Online-Journalismus. Ihre Sanktionen treffen hart, wie Achgut.com bereits 2015 erfuhr. Primär verantwortlich für die Chancengleichheit von Informationsportalen sind jedoch auch jene, die zwar die Fahnen neuer Diversitätskampagnen vor ihren Firmensitzen flattern lassen, jedoch dazu beitragen, die mediale Gegenöffentlichkeit finanziell auszutrocknen.