© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/22 / 08. Juli 2022

Leserbriefe

Zu: „Die grüne Illusion“ von Ulrich van Suntum, JF 27/22

Der Gashahn ist in Deutschland zu öffnen

Aus meiner Sicht ist der Beitrag beispielhaft für eine tendenziöse Rußland-Berichterstattung. So heißt es: „Die Lieferungen aus der Pipeline Nordstream 1 hat Putin bereits reduziert (...) angeblich wegen Wartungsarbeiten. Damit will er uns wohl sagen: Ihr könnt wieder mehr Gas bekommen, wenn ihr nach meiner Pfeife tanzt“. Erstens hat Siemens öffentlich zugegeben, daß eine Turbine von Nord Stream 1 zur Reparatur in Kanada ist und diese aufgrund der Sanktionen nicht zurückgeliefert wird. Also nicht „angeblich“ Wartungsarbeiten, sondern tatsächlich! Es liegt an uns, diese Turbine aus Kanada zurückzubekommen. Zweitens könnten wir sofort mehr Gas bekommen, wenn wir Nord Stream 2 aufmachen. Diese Pipeline hat nagelneue Turbinen und ist bereits mit Gas gefüllt. Es liegt also an uns, den Gashahn aufzumachen.

Joachim Fahrner, Pfronten




Operettenstaat

Im Amtseid des Hohen Hauses heißt es, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Wenn die derzeitige Regierung ihren Bürgern jedoch vorschreibt, wie und in welchem Umfang zu duschen, kochen oder zu heizen ist, Sanktionierungen – die das eigene Volk treffen – von Gas angekündigt werden, aber unkontrollierte Zuwanderung in Alimentsysteme des Staates mit Einbürgerungsversprechen ohne Mehrwert ausgesprochen werden, selbst verursachte Inflation durch ungezügeltes Gelddrucken zusätzlich angetrieben wird, der Individualverkehr praktisch durch Abschaff-Beschlüsse des Verbrenners und 9-Eurotickets gesteuert wird, dann muß in diesem Operettenstaat konsterniert werden: Finis Germania!

Tom Keller, Wegberg






Zu: „Bild der Woche / Grüß Gott“, JF 27/22

Söders peinlicher G7-Höhepunkt

Söders nahezu zwanghaft wirkender Drang zur Selbstdarstellung erlangte auf dem G7-Gipfel einen neuen Höhepunkt. Um im Rampenlicht zu stehen, schreckte er nicht einmal mehr vor einer altbayerischen Folkloreshow zurück. Peinlich für einen Franken, sehr peinlich.

Claus Reis, Schwabach in Franken






Zu: „Der Minister mit der Glaskugel“ von Peter Möller, JF 27/22

Unglaubwürdige Panikmache

Daß Karl Lauterbach sich noch traut, erneut mit der „Überlastung der Intensiv- und Normalstationen in Krankenhäusern“ zu argumentieren, um stur sein Corona-Programm durchzuziehen, erinnert an Paranoia. Er, der einst selbst die Schließung Hunderter Krankenhäuser befürwortet hatte, jammert jetzt wegen mangelnder Kapazitäten. Stattdessen sollte er sich endlich darum kümmern, daß ausreichend geschultes und gut bezahltes Personal zur Verfügung steht. Pro Woche prophezeit der Minister jetzt 1.500 Corona-Tote, falls im Herbst keine Maßnahmen ergriffen würden. Damit gibt der Gesundheitsminister selber zu, daß seine Pandemie-Propaganda total erfolglos war. Es kann schon sein, daß wir im Herbst eine Übersterblichkeit bekommen, aber es werden hauptsächlich mehrfach Geimpfte sein, etwa solche, die an den diversen Nebenwirkungen „plötzlich und unerwartet sterben“. Mit dem simplen Trick, das Gütesiegel „geimpft“ erst zwei Wochen nach der letzten Spritze zu verleihen, kann Lauterbach behaupten, es gebe keine tödlichen Nebenwirkungen, obwohl die meisten Todesfälle genau in diesen vierzehn Tagen auftreten. Mit jedem seiner Argumente widerlegt Lauterbach sich selbst, ohne dies allerdings zu registrieren. Wann endlich bekommen wir einen Gesundheitsminister, der auf Panikmache verzichtet und über Realitätssinn verfügt?

Bärbel Fischer, Leutkirch






Zu: „ʻEin Krieg, wie er uns drohtʼ“, im Gespräch mit Prof. Dr. Julian Lindley-French, JF 26/22

Der Zeitraum vor dem ersten Schuß

Wenn hier von einer neuen Bedrohungslage gesprochen wird, welcher sich Europa gegenübersieht und die sich offensichtlich im Krieg in der Ukraine manifestiert, so wäre es wünschenswert gewesen, eine sachkundige Analyse dieser „neuen Bedrohungslage“ zu erhalten. Man kann nur schlußfolgern, daß nunmehr Rußland der neue Bedrohungsfaktor ist. Das scheint jedoch etwas einseitig, denn wie jeder Krieg hat auch dieser eine Vorgeschichte und in dieser spielt die Nato und somit die USA eine nicht unwichtige Rolle, die leider allzu oft, auch in dieser Zeitung, geflissentlich übersehen wird. Daß nur Rußland den Frieden bedroht, hält einer nüchternen Überprüfung nicht stand.

Klaus Wiedmann, Plön




Die Ukraine darf kein EU-Mitglied werden

In der aktuellen Ukraine-Diskussion wird zu wenig beachtet, daß auch ein möglicher Weltkrieg ausgelöst werden könnte. Die aufkommende Angst vor einem Dritten Weltkrieg hat ernstzunehmende Gründe. In Artikel 5 des Nato-Vertrages heißt es: „Die Parteien vereinbaren, daß ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Eu­ropa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen wird; sie vereinbaren daher, daß im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen Beistand leistet.“ Fast gleichlautend legt der EU-Lissabon-Vertrag in Artikel 42, Absatz 7, fest: „Im Falle eines bewaffneten Angriffs auf das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaates schulden die anderen Mitgliedstaaten ihm alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung.“ Was das im Falle einer Mitgliedschaft der Ukraine in der EU bedeuten würde, wird sofort klar. Sie wäre der Auslöser für einen möglichen Weltkrieg. Ein Schwerpunkt in einem solchen auch mit Atomwaffen geführten Krieg läge mit Sicherheit in Mitteleuropa. Das würde die Auslöschung Deutschlands bedeuten. Wer kann das wollen? Die Ukraine darf nicht Mitglied in der EU werden, auf gar keinen Fall.

Hermann Schubart, Marburg






Zu: „Verrat an der Kunst“ von Thorsten Hinz, JF 26/22

Ein unerhörter Kulturbruch des Kreml

Thorsten Hinz versucht in seinem Beitrag eine Rettung russisch geprägter Kultur, die seiner Meinung nach in den Strudel eines pauschalen Rußland-Hasses zu geraten droht. Dabei muß sich doch fragen lassen: Wessen Geistes Kind sind diejenigen Zeitgenossen, die wegen eines sowjetrussischen (KGB-)Verbrechers Tolstoi, Dostojewski und Sacharow aus dem Bücherschrank verbannen oder die CDs mit Musik von Tschaikowski und Rachmaninow aus dem Plattenregal entfernen? 

Was der von mir geschätzte Autor zu übersehen scheint: Der imperialistisch und quasi stalinistisch grundierte Überfall auf die unabhängige Ukraine ist im Jahre 2022 (auch!) ein unerhörter Kulturbruch, mit dem sich Europa – und nicht nur Europa – noch Jahrzehnte herumschlagen wird. Rußland war seit dem Bestehen der Sowjetunion immer wieder eine Gefahr und eine Bedrohung für Europa. Und der Schoß ist leider fruchtbar noch, aus dem der Bolschewismus kroch. Das sollte uns die historische Lehre aus diesem Kriegsschrecken in unserem Nachbarland sein. Vor diesem Hintergrund ist es meines Erachtens völlig unerheblich, ob Anna Netrebko dem Berliner Opernpublikum vorenthalten wird oder nicht.

Dirk Jungnickel, Berlin






Zu: „Hammer Hindus“ von Bernd Rademacher, JF 26/22

Interessant, aber ohne Idealisierung

Herr Rademacher bietet einen sehr interessanten Bericht über den hinduistischen Tempel im westfälischen Hamm. In der Tat fallen die Hinduisten in der Bundesrepublik, im Gegensatz zu einer ganz bestimmten anderen Religionsgruppe, sehr angenehm auf. Der Hinduismus zeigt sich hierzulande und auch weltweit vergleichsweise friedlich. Dies teilt er mit dem Buddhismus, der aus dem Hinduismus hervorgegangen ist. 

Allerdings sollte man auch den Hinduismus nicht allzu sehr verklären. Gewalt gegen Frauen, Witwenverbrennungen und das Kastensystem sind in Indien immer noch nicht in Gänze überwunden. Im Gegenteil: Nicht-Hinduisten berichten von schweren Übergriffen. Es kommt zur Zerstörung von Kirchen oder kirchlichem Inventar, zu Übergriffen auf Prediger und Ordensschwestern und zuletzt an Weihnachten 2021 zu Attacken auf christliche Prozessionen. Aufgrund der Situation in Indien, dem Land, wo der Hinduismus mit 80 Prozent Anteil an der Bevölkerung die Mehrheitsreligion darstellt, kann ich diese Weltanschauung nicht hundertprozentig unkritisch betrachten.

Adam Elnakhal, Witten/Ruhr






Zu: „Keine schnelle Lösung in Sicht“ von Jörg Schierholz, JF 26/22

Heimische Wirkstoff-Produktion

Die systembedingten Lieferengpässe bei lebenswichtigen Medikamenten sind bedrohlich. Ursächlich ist die Produktionsverlagerung nach Asien aus Kostengründen. Erforderlich ist dagegen eine weitgehende Unabhängigkeit Deutschlands und Europas durch den Aufbau einer heimischen Wirkstoff-Produktion bei ausreichender Finanzausstattung. Geldmangel besteht nicht, wenn man in den Haushaltsplänen sinnvoll umschichtet und sich endlich vom allgegenwärtigen „teutonischen Größenwahn“ löst. Dessen miltärische Variante hat im 20. Jahrhundert in zwei fürchterlichen Weltkriegen unsagbares Leid über die Bevölkerung gebracht und ist aktuell auf dem besten Wege, solches in finanzieller, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht „erfolgreich“ zu ergänzen. Es kann nicht sein, daß sich Deutschland ständig als Wohltäter der halben Welt aufspielt und nahezu unbegrenzt Asylsuchende aus aller Herren Länder dauerhaft aufnimmt, aber die Bedürfnisse der eigenen Staatsbürger gröblich vernachlässigt. Augenmaß und Ausgewogenheit in allen Belangen sind dringend anzuraten. Aller Welts Liebling zu sein ist hingegen nicht das Gebot der Stunde.

Manfred Schmidt, Baldham






Zur Meldung: „Militärpolizei soll ihren Wahlspruch verlieren“, JF 25/22

Alte Rechtsregel

Die Geschichtsvergessenheit vieler unserer Politiker läßt sich an dem Versuch erkennen, den Feldjägern der Bundeswehr ihr Motto „suum cuique“ zu nehmen, das sie auf ihren Baretten und als Verbandsabzeichen tragen. Wenigstens so viel an europäischem Kulturwissen wäre zu erwarten gewesen, daß beim Antrag an die Verteidigungsministerin die Worte nicht fehlerhaft zu „suum quique“ hätten verändert werden dürfen. Das bekannte Motiv hat, wie ihm vorgeworfen wurde, inhaltlich nichts mit der Inschrift „Jedem das Seine“ im KZ Buchenwald zu tun. Die nationalsozialistischen Verbrecher haben die uralte Formulierung einfach mißbraucht. Vielmehr hatte König Friedrich I. bei der Stiftung des Schwarzen Adlerordens im Jahre 1701 hier auf einen Grundsatz zurückgegriffen, der für die gesamte abendländische Rechtsgeschichte von großer Bedeutung ist. Er geht schon auf Platon zurück und lautet in der Fassung der einflußreichen Digesten (1,1,10) des römischen Juristen Ulpian: „Iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi“ („Die Gerechtigkeit ist der beständige und dauerhafte Wille, jedem sein Recht zukommen zu lassen.“). Kulturmarxisten aller Couleur mit ihrer Tendenz zur Gleichmacherei gefällt wahrscheinlich auch diese Definition nicht sonderlich. Besagte Zusammenhänge hätte man schon dem altbewährten Büchmann (Geflügelte Worte) im wesentlichen entnehmen können. Unsere Militärpolizei steht also hier in bester Tradition und sollte ihr Emblem unbedingt behalten.

Dr. Heinz-Lothar Barth, Hauptmann d. R., Bonn






Zu: „Kleinkrieg gegen die Förderer“ von Peter Möller, JF 25/22

Bezeichnendes Licht auf das FAZ-Feuilleton

Zur diesbezüglichen Rolle der Kulturstaatsministerin Claudia Roth wäre noch nachzutragen: Auf die feinfühlige Kulturstaatsministerin wirkt eine Inschrift auf der Kuppel des Berliner Stadtschlosses „abschreckend“, obwohl diese Inschrift von unten kaum sichtbar und schon gar nicht lesbar ist. Sehr gut sichtbar und vernehmbar waren indes die Parolen auf den Demos, an denen Frau Roth beteiligt war, so etwa im Mai 1990 in Frankfurt am Main hinter dem Banner: „Nie wieder Deutschland!“ oder ihre anderweitigen Beteiligungen an Demonstrationen, deren Milieu bekannt ist für Parolen wie „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“ oder schlicht „Deutschland verrecke“. All das hat die Regierungsparteien nicht abgeschreckt und sogar nicht davon abgehalten, Claudia Roth zur Vizepräsidentin des Bundestages zu wählen oder zur Kulturstaatsministerin zu machen. In dem erwähnten zweiseitigen Interview der FAZ ist diese Diskrepanz der Feinfühligkeiten nicht angesprochen worden. Daraus ist zu schließen, daß die Grundeinstellung der Kulturstaatsministerin den Interviewpartnern Bahners und Kilb von der FAZ nicht erwähnenswert ist, was wiederum ein bezeichnendes Licht auf die Einstellung zumindest des Feuilletons der FAZ wirft.

Peter Kühnholz, Hamm






Zu: „Silvesternacht auf italienisch“ von Florian Werner, JF 25/22

Deutscher Sonderweg als Vorbild

Ich hatte gedacht, Italien würde nicht so viel diskutieren und debattieren wie Deutschland, sondern lieber direkt von der Schußwaffe Gebrauch machen oder „Never Comeback“-Flüge nach Ruanda buchen.

Karl M. Hemmersbach, Köln