© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/22 / 08. Juli 2022

Kabinenklatsch
Das Runde muß ins Kostspielige
Ronald Berthold

Häme über den Frauen-Fußball ist mir fremd. Warum auch? Die Mädels können etwas. Das kann bei der nun laufenden Europameisterschaft jeder sehen, der will. Da stehen austrainierte Spitzensportlerinnen auf dem Platz. Und es gibt keinen Grund, sich darüber lustig zu machen. Daß der Sport nicht so kraftvoll und schnell sein kann wie bei den Männern, liegt in der Natur der Sache. Und daß er deswegen nicht so viele Anhänger findet – auch.

Die Diskussion um „Equal Pay“ ist daher genauso unangebracht wie das Gefeixe von irgendwelchen dickwanstigen Männern, die ihren Minderwertigkeitskomplex am Frauen-Fußball ausleben. Die Wahrheit ist, daß die Frauen-Teams Zuschußgeschäfte für die Vereine sind. Weder Zuschauer, die im Schnitt zu weit unter tausend in die Bundesliga-Stadien gehen, noch Werbepartner interessieren sich übermäßig dafür. Woher soll das Geld kommen, um die Frauen genauso zu honorieren wie die Männer? Im Moment zahlen es die Klubs mit den Einnahmen, die sie im Herrenbereich generieren. Jede Frauen-Bundesliga-Mannschaft kostet laut Sport-Informations-Dienst (sid) mit 2,46 Millionen Euro doppelt soviel wie die Klubs mit ihr verdienen: 1,26 Millionen. Daher sehen wir in der Liga auch kaum noch eigenständige Frauen-Fußball-Vereine. Sie sind fast völlig aus der Eliteklasse verschwunden. Der letzte Mohikaner wird in der kommenden Saison der 1. FFC Turbine Potsdam sein. Alle anderen sind Filialen von Männerklubs. Auch Frauen-Fußball ist Leistungssport, und Leistungssport finanziert sich über Unternehmen, die sich aufgrund des Masseninteresses einen Werbemarkt versprechen. Solange nicht der Sozialismus eingeführt wird, werden Frauen daher auch schlechter bezahlt.