© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/22 / 15. Juli 2022

Schulisches Mobbing mit Migrationshintergrund
Alles Auffassungssache

Mobbing“ ist definiert als „wiederholt negatives, verletzendes Verhalten, das vorsätzlich und längerfristig ist und auf persönlichen Beziehungen zwischen Täter und Opfer fußt“. Soweit wie es im Schulkontext überhaupt Gegenstand medialer Aufmerksamkeit ist, spiegelt die Berichterstattung ein zunehmendes Risiko für Mobbing-Opfer in Klassen mit hohem Migrantenanteil wider. Auch schulbezogene Studien belegen, daß aus Opfer- und aus Tätersicht Jugendliche mit Migrationshintergrund häufiger Gewalttaten begehen als ihre einheimischen deutschen Altersgenossen. Die Pädagogik-Professorin Margit Stein (Uni Vechta) und ihre „Soziale Arbeit“ an der Hochschule Essen lehrende Kollegin Veronika Zimmer sind angetreten, um solche nur „Vorurteile“ zementierende, wenn auch empirisch gut abgesicherte Wahrheiten zu erschüttern. Auf der Grundlage von kargen 38 Interviews mit Jugendlichen ohne und 23 mit Migrationshintergrund glauben sie bewiesen zu haben, daß ethnische Zugehörigkeit keine Cliquenbildung und daraus resultierendes Mobbing-Verhalten bedinge. Ihre Studie bestätige damit einige ältere Erhebungen, in denen eine hohe Zahl unter den Migrantenkindern weder bis zur Gewaltanwendung eskalierende Konflikte noch Mobbing wahrgenommen habe, während  ihre deutschen Mitschüler verletzendes Verhalten von Migrantenkindern häufiger thematisierten. Zu Wort kommen bei Stein und Zimmer aber keine deutschen, sondern lediglich fünf ihrer Probanden nichtdeutscher Herkunft, die sich als Mobbing-Opfer fühlen, weil sie in Auseinandersetzungen als „Ausländer gemobbt“ worden seien (Migration und Soziale Arbeit, 1/2022).


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