© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/22 / 15. Juli 2022

Zeitschriftenkritik: Open Doors
Chinesische Verhältnisse
Werner Olles

Einer der Diktatoren unserer heutigen Zeit, der sein Land zur führenden Weltmacht formen will und sich angetrieben von Machthunger über Menschenrechte und Religionsfreiheit stellt, ist der chinesische Präsident Xi Jinping. Seinen Einfluß versucht er durch wachsende wirtschaftliche und militärische Macht und Drohgebärden gegen unabhängige, souveräne Staaten wie Taiwan sowie ein engmaschiges Netz aus Überwachung, Bespitzelung, Denunziation, digitale Kontrolle und permanente Manipulation immer weiter auszubauen. Digital erfaßt soll jeder Chinese hinsichtlich seiner Loyalität zur Kommunistischen Partei Chinas in ein Punktesystem (Social Credits) eingeordnet werden. Bedroht sieht sich die KP vor allem von den 100 Millionen Christen, deren Zahl die Mitglieder der Partei übersteigt, und den muslimischen Uiguren in der Provinz Xinjiang. Über eine Million Uiguren sind nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen in Konzentrationslagern inhaftiert, die vom Regime zu „Ausbildungszentren“ umgelogen werden.

Während Christen zur Zeit Maos durch Gefängnis und Folter gezwungen werden sollten, ihren Glauben aufzugeben, verfolgen die neuen Machthaber eine perfide Strategie. Die christliche Religion wird sinisiert, die Bibel umgeschrieben, um sie inhaltlich an den chinesischen Kommunismus anzupassen. Unterschieden wird auch zwischen den staatlich kontrollierten und den nicht registrierten Kirchen. Letztere gelten offiziell als illegal und werden seit der Einführung der neuen Religionsgesetze 2018 von den Behörden in den Untergrund gedrängt oder gezwungen, sich den registrierten evangelischen oder katholischen Kirchen anzuschließen.

Seit der Sinisierungskampagne hat der Staat in den registrierten Kirchen das letzte Wort, beispielsweise wenn es um die Berufung von Pastoren oder Bischöfen geht. So werden vielerorts Kreuze abgehängt und durch Porträts von Xi Jinping ersetzt und die Gläubigen dazu genötigt, Loblieder auf die KP zu singen.

Allein im Berichtszeitraum vom Weltverfolgungsindex 2022 wurden in China mindestens 3.000 Kirchen geschlossen, mehr als die Hälfte aller Kirchenschließungen weltweit. Kirchliche Aktivitäten werden nicht nur von Agenten überwacht, sondern auch durch Überwachungskameras, die Kanzel, Altar, die Gemeinde und das umliegende Kirchengelände beobachten.

Das China-Sonderheft der Zeitschrift Open Doors berichtet auch über die Internet-Verbote christlicher Botschaften. Intensiv bemüht sich das chinesische Regime die Jugend für sich zu gewinnen und vom christlichen Glauben fernzuhalten durch Indoktrinierung an Schulen und dem Verbot der Missionierung.

Kontakt: Open Doors Deutschland, Postfach 1142, 65761 Kelkheim. Telefon: 0 61 95 / 67 67-0

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