© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/22 / 15. Juli 2022

Blick in die Medien
Murks in Buchform
Tobias Dahlbrügge

Der staatsfinanzierte Auslandssender Deutsche Welle promotet ein Buch aus dem Duden-Verlag mit dem Titel „Rassistisches Erbe: Wie wir mit der kolonialen Vergangenheit unserer Sprache umgehen“. Die Autorin Susan Arndt lehrt in Bayreuth und forscht schwerpunktmäßig zu afrikanischer Frauenliteratur, „kritischer Weißseinsforschung“ und den üblichen -ismen. Die 54jährige fordert, die deutsche Sprache müsse „dekolonialisiert“ werden.

Schon in der historischen Herleitung verdreht sie die Geschichte Spaniens in eine angebliche Unterdrückung der Moslems durch das Christentum, in die sie die „Wurzel des Rassismus“ hineinphantasiert. Aus der Reconquista macht sie kurzerhand „Eroberungszüge“. Auf diesem Quatsch fußt ihre schiefe und rassistische Anklage, nach der die heutzutage üblichen Verdächtigen „weiße, christliche Männer“ alles Übel der Welt verbrochen haben. Von da führt eine Schnellstraße nach Auschwitz und weiter zu bösen Wörtern wie „Ureinwohner“.

Klemperer als Kronzeugen für Wortschöpfungen wie „BIPoC“ heranzuziehen ist der Gipfel der Frivolität.

Für diesen Murks müßte die gebürtige Magdeburgerin, die ihr Erststudium noch unter Margot Honecker absolvierte, ihre Lehrberechtigung eigentlich sofort zurückgeben. Ausgerechnet sie führt in ihrer Darlegung zu den Theorien über die Menschenrassen das Wort „Pseudowissenschaft“ an. Den angeblichen Pseudowissenschaftlern des 19. Jahrhunderts ist sie mit ihrer „kritischen Weißseinsforschung“ mindestens ebenbürtig. Der Gipfel ist, daß Arndt auch noch die „Lingua Tertii Imperii“ von Victor Klemperer für ihre kruden Thesen in Beschlag nimmt. Der jüdische Romanist hatte im Dresdner „Judenhaus“ treffend die Phraseologie des Dritten Reiches entblößt.

Schon frivol, daß sich jemand auf Klemperer bezieht, der das Deutsche in ein unaussprechliches Gestammel wie „BIPoC“ (fragen Sie mich nicht, was das heißen soll) verwandeln will. Arndt, die quasi im Jahresrhythmus solche Machwerke publiziert, hat damit allerdings noch keinen Absatzschlager gelandet. Die vernichtenden Leserkommentare unter den Buchvorstellungen im Internet lassen vermuten, daß sie auch diesmal nur wenige Betroffenheitsbesoffene zum „kritischen Weißsein“ motiviert.