© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/22 / 15. Juli 2022

Umwelt
Urlaub mit Fleischessen
Paul Leonhard

Im Mai waren Fleisch und Wurst 16,5 Prozent teurer als im Vorjahresmonat – die allgemeine Inflationsrate lag „nur“ bei 7,9 Prozent. Vorige Woche boten zwar einige Supermärkte Gehacktes oder Steaks wieder etwas billiger an, aber insgesamt ist die Preisexplosion ganz im Sinne von Grünen, Greenpeace & Co. Denn die rasante Geldentwertung reduzierte die Lebensmittelverschwendung und den gewohnten Verzehr von „klimaschädlichem“ Fleisch, Milch und Käse. Aber Urlaubszeit ist nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen endlich wieder Reisezeit, und deutsche Pässe werden weiterhin weltweit akzeptiert. Und wer sich von dem Chaos auf Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen nicht abhalten läßt, kann sich unter ausländischer Sonne noch billig satt essen. Natürlich nicht in Norwegen oder bei den Schweizer Nachbarn, wo die Preise – vor allem wegen des schwindsüchtigen Euros – insgesamt um 42 bzw. 54 Prozent über dem deutschen Niveau liegen.

Auf an polnische Ostseestrände, ins Riesengebirge, nach Krakau oder in die Hohe Tatra!

Wahre Sparfüchse sollte es daher per Auto oder Billigflieger an die Strände des einstigen deutschen Ostens, ins Riesengebirge, nach Krakau oder in die kleinpolnische Hohe Tatra ziehen, wo Lebensmittel um etwa ein Drittel billiger als in Deutschland sind. Wer dem polnischen Sommerwetter nicht vertraut und auf die Sonnenbrand-Garantie nicht verzichten will, der sollte nach Kroatien reisen und ordentlich ausnutzen, daß Fleisch dort 30 Prozent billiger ist als hierzulande. Auch in den Euro-Ländern Spanien (24 Prozent weniger), Portugal (-23) oder Griechenland (-20) sind Schnitzel oder landestypische Fleischgerichte im Schnitt viel preiswerter, wie das Statistische Bundesamt vorrechnete. Nur die Türkei ist ein Vabanquespiel für die Kreditkarte: Hier sind Hyperinflation und Wechselkurs völlig außer Rand und Band. Und schämen müssen sich deutsche Urlauber nicht: Je mehr und je länger wir in der Fremde hemmungslos schlemmen, um so mehr drücken wir statistisch die durch den hiesigen Fleischverbrauch verursachten Umweltschäden von angeblich jährlich sechs Milliarden Euro.