© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/22 / 15. Juli 2022

Meldungen

Atomkraft und Gas keine nachhaltigen Investitionen?

BERLIN. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist entsetzt darüber, daß das EU-Parlament die Einstufung von Kernkraft und Erdgas als „grün“ nicht verhindert hat. „Fossiles Gas und Atomkraft haben in einer Taxonomie für nachhaltige Investments nichts zu suchen“, erklärte BUND-Chef Olaf Bandt. „Rußland könnte durch den verstärkten Export von Uran, Atomtechnologie und Gas der große Gewinner der Taxonomie werden. Nicht ohne Grund haben russische Konzerne jahrelang hartnäckig in Brüssel lobbyiert“, so der 62jährige Umweltingenieur. Die Bundesregierung müsse mit Österreich und Luxemburg vor dem EU-Gerichtshof Klage gegen den Taxonomie-Beschluß der EU-Kommission einreichen. Das lehne das Ampel-Kabinett aber ab, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit (SPD) mit. Nur 328 statt mindestens 353 der 705 Europaabgeordneten hatten vorige Woche dafür gestimmt, das von Frankreich, Finnland und Osteuropäern verlangte EU-Nachhaltigkeitssiegel zu stoppen. Durch die Taxonomieverordnung können ab 2023 Gelder in den AKW- und Gaskraftwerksneubau fließen. (fis)

 germany.representation.ec.europa.eu





Windkraftnovelle: Wirkung auf Artenvielfalt unerträglich

SCHLESWIG. Der Tierschützer Rainer Borcherding hat aus Protest gegen die Gesetzesnovellen zum massiven Windkraftausbau den Vorsitz des Grünen-Kreisverbands Schleswig-Flensburg niedergelegt. Er trage zwar die Energiewende „in allen wesentlichen Punkten mit“, aber die „neuen Wind- und Naturschutzgesetze auf Bundesebene, an denen Robert Habeck als Wirtschaftsminister maßgeblich mitgewirkt hat, sind in ihrer Wirkung auf die Artenvielfalt für mich unerträglich“, erklärte der 55jährige Projektleiter bei der Husumer Schutzstation Wattenmeer. Habeck, der bis 2004 den Kreisverband führte, kenne er schon länger, doch „es war immer mein Eindruck, daß für ihn der Naturschutz keine Herzenssache ist“, so der Biologe Borcherding. Künftig dürfen Windräder auch in Landschaftsschutzgebieten gebaut werden. Der Grünen-Kreisvorstand steht hingegen „weiterhin geschlossen hinter der Arbeit unseres Wahlkreisabgeordneten Robert Habeck“. (fis)

 www.schutzstation-wattenmeer.de





Boyottkampagne gegen den „veganen Wahnsinn“ bei VW

LANDSBERG. Der Landwirteverband „Freie Bauern“ hat eine Unterschriftenaktion gegen den Volkswagen-Konzern und dessen „bauernfeindliches Marketing“ gestartet. „Fleischfreie Kantine, milchfreies Stadion – VW steht heute leider für ‘Veganer Wahnsinn’. Wir stehen zu unseren Bauern und kaufen deshalb keinen VW mehr“, heißt das Motto der mit Kurzfilmen versehenen Kampagnenplattform. „Wenn sich der zweitgrößte Autohersteller der Welt und Abgasbetrüger auf unsere Kosten profilieren möchte, muß er mit Konsequenzen rechnen“, erklärte Cord Meyer, Verbandssprecher für Niedersachsen. Die Internetseite biete auch Tips für VW-Besitzer, die ihr Auto nicht gleich abstoßen können, sowie Informationen über die bäuerliche Nutztierhaltung und ihre Bedeutung für natürliche Kreisläufe und regionale Wertschöpfung. (fis)

 www.vw-panne.de





Erkenntnis

„Solange es nötig ist, müssen wir wieder auf Kohlestrom und Kern­energie setzen. Es ist äußerst wichtig, die drei deutschen AKW, die noch in Betrieb sind, länger laufen zu lassen. Zumindest für ein paar Monate und selbstverständlich auf sichere Weise. Diese Reaktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Stromversorgung. Alles, was machbar ist, muß getan werden.“

Thierry Breton, Ex-Chef der France Telecom und seit 2019 EU-Binnenmarktkommissar