© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/22 / 22. Juli 2022

Deutsche Bahn und Lufthansa im Chaos
Mangel in der Urlaubszeit
Fabian Schmidt-Ahmad

Deutschland im Verkehrskollaps. Mitten in der Ferienzeit wird dank des Neun-Euro-Tickets die Belastungsgrenze der Deutschen Bahn ausgetestet. Und wer vor dem Chaos am Boden in die Luft flüchtet, der wird mit einer grün-woken Zukunftsvision konfrontiert, wo Flugreisen teure Mangelware sind. Alleine an ihren beiden internationalen Drehkreuzen Frankfurt und München hat die Lufthansa für Juli und August 6.000 Flüge gestrichen. Grund sind Tausende Mitarbeiter, die im Corona-Lockdown ohne Rücksicht entlassen wurden und nun bitter fehlen.

Und der Rest ist nicht gewillt, Fehlplanungen auszubaden. Die Mitarbeiter „sehen sich vor dem Hintergrund des Umgangs des Konzernvorstandes mit seinem Personal nicht mehr in der Lage, die bestehenden Mängel dauerhaft auszugleichen“, heißt es in einem Schreiben des Lufthansa-Betriebsrates an die Konzernleitung. Offenbar glaubte die europäische Luftfahrtbranche dem politischen Gebot einer „klimagerechten“ Selbstverzwergung. Solange der überlastete Personalbestand mitmacht, klappt das aus Aktionärssicht sogar. Im zweiten Quartal erzielte die Lufthansa Einnahmen von zwei Milliarden Euro. Gewinne gewissermaßen aus einem dysfunktionalen Kartell: Die Konkurenz Air Berlin ist Geschichte, und die Lufthansa muß nur aufpassen, daß ihr Passagierchaos nicht noch größer als das der Deutschen Bahn AG wird. Was die Konkurrenz auf vier Rädern betrifft: Die nicht vorhandene „Elektromobilität“ wird es schon richten.