© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/22 / 22. Juli 2022

Bundesbeauftragter der Woche
Na, was schätzen Sie?
Moritz Schwarz

Preisfrage: Wie viele „Bundesbeauftragte für (dingsbums)“ treiben hierzulande ihr Unwesen ... Pardon ... wirken segensreich? Na, was schätzen Sie? Gut, vereinfachen wir die Frage: Bundesminister stehen Kanzler Scholz 16 zur Seite – tippen Sie auf mehr oder weniger?

Bevor Sie Kopfschmerzen kriegen: Es sind 42. Manche müssen bei dieser Zahl übrigens unwillkürlich schmunzeln – tatsächlich aber hat sie nicht mehr zu bedeuten, als daß der Bundesregierung die bisher 36 Beauftragten und Koordinatoren wohl nicht genug waren und sie daher in den gut sechs Monaten dieses Jahres sechs weitere schuf: für Klimapolitik, Antirassismus, Antiziganismus, Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt sowie für Ladesäuleninfrastruktur und – ganz wichtig – den westlichen Balkan. 

Wer nun aber glaubt, früher sei alles besser und so was nicht nötig gewesen, irrt! Außer er meint die Zeiten Bismarcks, der mit nur fünf Ministern und null Beauftragten das Deutsche Reich als Weltmacht leitete. Denn der erste Bundesbeauftragte stammt aus der Adenauerzeit und ist seit 1952 zuständig für die Sozialversicherungswahl. Damals vergingen jedoch nicht nur Wochen, sondern Jahre bis zur Einrichtung eines neuen, wie 1956 des Wehrbeauftragten. Auffällig ist auch, daß sie früher für technische, soziale oder gesellschaftliche Fragen geschaffen wurden (Schienenverkehr, Pflege, Datenschutz), heute dagegen solche für Propaganda und Volkserziehung hinzukommen (für circa 10.000 Euro monatlich) – jüngst Ferda Ataman, Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung. 

Aufmerksam auf die Schwemme hat übrigens die Welt gemacht und festgestellt, daß es auch einen „Koordinator für Bürokratieabbau“ gibt. Bei dem sich aber die Frage stelle, ob er nicht eingespart werden könne, angesichts offensichtlicher Nutzlosigkeit – zumindest in Sachen des fröhlich florierenden Bundesbeauftragtenwesens.