© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/22 / 22. Juli 2022

Ab 2024 dürfen keine reinen Gasheizungen mehr eingebaut werden
Mit der Brechstange
Stefan Kofner

Wir erleben jetzt die harte Vollzugsphase des Klimaschutzgesetzes (KSG). Nachdem die zulässige CO2-Jahresemissionsmenge im Gebäudesektor 2021 leicht überschritten wurde, mußte die Bundesregierung ein Sofortprogramm einleiten. Damit soll der Gas-Anteil am Heizenergiemix stark verringert werden. Die Befreiung aus der Abhängigkeit vom russischen Erdgas ist ein willkommener Nebeneffekt. Ab dem 1. Januar 2024 sollen keine reinen Gasheizungen mehr in Gebäude eingebaut werden dürfen, sondern nur noch Heizungen, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien arbeiten. Das ist für Bestandsgebäude eine sehr hohe Schwelle.

 Die Kombination Solarthermie/Gas (Hybridheizung) wird damit hinfällig, da die nötigen Kollektorflächen meistens nicht verfügbar sind oder für die Stromerzeugung benötigt werden. Bleibt die Wärmepumpe als „Gamechanger“, aber mit etwa doppelt so hohen Investitionskosten wie bei einer Gasheizung. Doch bei vielen Bestandsgebäuden reicht die Vorlauftemperatur einer Wärmepumpe nicht aus. Das erfordert hohe Folgeinvestitionen für thermische Sanierung und Hybridheiztechnik. Außerdem sind viele Bestandsanlagen falsch geplant oder falsch eingebaut, sie verursachen astronomische Stromkosten, wie der Spiegel berichtete. 98 Prozent sollen ineffizient arbeiten. Da dies auch vom Nutzerverhalten abhängt, sollen die Bewohner einen „Wärmepumpenführerschein“ machen.

Ein weiteres Problem ist der hohe Stromverbrauch besonders im Winter, wenn die Erneuerbaren schwach sind. Der Effekt der Wärmepumpen auf die CO2-Bilanz hängt auch vom Strommix ab, und der ist noch zu rund 40 Prozent fossil. Es kommt hinzu, daß Wärmepumpen bei uns im Vergleich mit Frankreich, Skandinavien oder den USA noch ein Nischenprodukt sind. Das ist auch eine Folge unserer hohen Strompreise. Die deutschen Heizungsbauer haben daher nur wenig Erfahrung mit dem Wärmepumpeneinbau. In diesem Bereich sollen 60.000 Monteure fehlen. Offenbar will die Bundesregierung die Wärmepumpe mit der Brechstange durchsetzen. Schon wieder wird bei der Wärmewende nur auf eine Technologie gesetzt. Die technisch und finanziell aufwendigen Modernsierungen werden vielfach unterbleiben und sollen dann nach den Vorstellungen der EU-Kommission einfach erzwungen werden.