© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/22 / 22. Juli 2022

Meldungen

Für Gas und Atomkraft, gegen Verbrennerverbot

BUDAPEST. Der ungarische Industrieminister László Palkovics hat sich gegen ein Verbot von Verbrennungsmotoren ausgesprochen. Das Ziel sei, „die CO2-Emissionen von Autos beziehungsweise des Verkehrs insgesamt zu reduzieren, die 20 Prozent der weltweiten Emissionen ausmachen. Dafür sind Batterien jedoch nicht die einzige gute Lösung“, erklärte der frühere Chef der Elektronikentwicklung des Münchner Familienkonzerns Knorr-Bremse im BZ Magazin der Budapester Zeitung. Als Fahrzeugingenieur halte er den Antrieb der Räder mit E-Motoren für eine der besten Entscheidungen der Autoindustrie, aber der Verbrennungsmotor sei eine der ausgefeiltesten Konstruktionen: „Eine weitere Steigerung des Wirkungsgrades ist nicht trivial, aber er kann mit einer Vielzahl von Kraftstoffen betrieben werden: mit dem mittels Solarenergie gewonnenen Wasserstoff oder mit synthetischen Kraftstoffen, deren CO2-Fußabdruck schon neutralisiert ist“, erläuterte der 57jährige Minister. Deshalb sei seine Regierung für technologische Neutralität. Keine Frage sei auch: „Wir brauchen die Kernenergie auf kurze und auch auf lange Sicht.“ Das habe die EU mit ihrer Taxonomie-Regelung (JF 29/22) anerkannt. Auch auf „Gas können und wollen wir nicht ganz verzichten, denn es braucht weiterhin schnell hochfahrbare Kraftwerke“, so Palkovics. (fis)

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„Was heute existiert, ist eine Preis-Preis-Spirale“

BERLIN. Der Ökonom Marcel Fratzscher rechnet derzeit nicht mit einer inflationsverstärkenden Lohn-Preis-Spirale. „Die Kaufkraft der Einkommen dürfte mit durchschnittlichen nominalen Lohnerhöhungen von vier bis fünf Prozent und einer Inflation von über sieben Prozent in diesem Jahr deutlich sinken“, erklärte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Wochenbericht 28/22). „Was heute existiert, ist vielmehr eine Preis-Preis-Spirale, bei der sich die über die Energiekosten importierte Inflation und von Unternehmen bestimmte Konsumentenpreise gegenseitig verstärken.“ Die Lohnhöhe und unternehmerischer Erfolg bedingen einander: „Die Bundesregierung sollte sich aus den Lohnverhandlungen heraushalten und stattdessen ein Paket von Zukunftsinvestitionen als ihren Beitrag zur konzertierten Aktion beschließen, um das Wirtschaftspotential in den kommenden Jahren zu erhöhen, den Druck auf die Inflation zu reduzieren und mehr Wachstum und Einkommen zu generieren“, forderte Fratzscher. (fis)

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Zahl der Woche

4,5 Millionen Arbeitnehmer haben 2021 mehr gearbeitet, als in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart. Das waren zwölf Prozent der 37,8 Millionen abhängig Beschäftigten. Dabei leisteten Männer (14 Prozent) häufiger Mehrarbeit als Frauen (10 Prozent). 22 Prozent wurden für ihre Überstunden nicht bezahlt. Die Mehrheit nutzte ein Arbeitszeitkonto oder wurde für die Mehrarbeit bezahlt. Quelle: Statistisches Bundesamt