© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/22 / 22. Juli 2022

Neue Legitimität für politikrelevante Forschung
Wissenschaftsskeptische Strömungen

Wer während der weiterhin akuten Corona-Pandemie die Presseberichte über deren „Leugner“ verfolgte, könnte auf die Idee gekommen sein, das Verhältnis zwischen Wissenschaft und „Zivilgesellschaft“ sei ernstlich gestört. Doch wie so viele von den Medien vermittelte Momentaufnahmen der Wirklichkeit sei das zumindest angesichts der aktuellen Lage eine Täuschung, meint der Bildungsökonom Gerd Grözinger (Europa-Universität Flensburg). Das beweise ein Blick auf das deutsche „Wissenschaftsbarometer“, das das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft ermittelt. In den Corona-Jahren 2020/21 zeige es sogar über den Resultaten zuvor liegende positive Werte an, während die „Mißtrauensanteile“ unverändert niedrig blieben. Der internationale „The State of Science Index 2021“ kommt auf ähnlich günstige Trends. „Alles in Ordnung“ sei deshalb noch lange nichts. Denn auf die Frage, ob die Wertschätzung von „Science“ nach der Pandemie noch anhalten werde, blieben über fast alle Länder hinweg nur 59 Prozent bei einem optimistischen „Yes“, während in Deutschland sogar 53 Prozent mit „No“ antworteten. Es sei also gerade wegen sich verhärtender Fronten in der Debatte um wissenschaftlich proklamierte „Klimaziele“ höchste Zeit, daß die Politik einer starken wissenschaftsskeptischen Unterströmung in der Bevölkerung Paroli biete. Neue Legitimation lasse sich durch Einbeziehung von Bürgern schaffen, obwohl deren „direkte Mitsprache“ von Forschungsinstitutionen bislang als „Störungen im Betriebsablauf“ gesehen werde. Trotzdem sollten „Bürgerräte“ bald über kleinere Budgets für politikrelevante Forschungsprojekte entscheiden dürfen (Deutsche Universitätszeitung, 5/2022).


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