© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/22 / 22. Juli 2022

CD-Kritik: Alexander Skrjabin, Pervez Mody
Der Spezialist
Jens Knorr

Einen zu einem Spezialisten aufzuwerten heißt, ihn zugleich immer auch abzuwerten, traut man ihm doch auf anderem Gebiet als dem seinen weniger zu. Dabei tut der Spezialist, was dem Generalisten versagt bleibt, er dringt tief in seinen Gegenstand ein, folgt Neben- und Abwegen, verbindet und verbündet sich mit ihm. Wieder hat Pervez Mody, in Deutschland lebender Pianist indischer Abstammung, seinem Skrjabin-Gesamtkunst-Puzzle ein gewichtiges Teil dazugelegt.

Auf dem siebten Album seiner Gesamteinspielung des Klavierwerks Alexander Skrjabins bringt Mody Stücke aus der Zeit von 1887 bis 1914, dem Jahr vor dem Tod des Komponisten. Das Allegro appassionato op. 4, ein Frühwerk, und das Allegro de concert op. 18, ein Bravourstück in der Tradition Chopins, setzen sich mit der klassischen Sonatenform auseinander. Auch die Préludes op. 31, 37 und 39 und die drei Mazurken aus op. 25 klingen verdammt noch nach Chopin, sind jedoch insbesondere harmonisch schon weit über die des Vorbilds hinausgedacht.

Das Poème-Nocturne op. 61, die zwei Poèmes op. 71 und die fünf Préludes op. 74 zählen zu den spekulativen Experimenten des reifen Skrjabin. Das Poème Satanique, welches das Album beschließt, gehört einer früheren Schaffensphase an. Sein Vorbild ist der Mephisto-Walzer Nr. 1 von Franz Liszt, sein philosophischer Hintergrund die theosophische Lehre der Madame Blavatsky. Skrjabin soll das Stück als eine „Verherrlichung des Unaufrichtigen“: Satan, bezeichnet haben. Pervez Modys Spiel bezeichnet das Gegenteil.

Pervez Mody spielt Skrjabin Vol. 7 Thorofon 2022

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